Dienstag, 19. Februar 2013

Noch ein Ghana-Blog...

Aus dem einen oder anderen Blog-Beitrag lässt sich ja erkennen, dass wir in den letzten anderthalb Wochen unseres Aufenthalts nicht die einzigen Obruni (= weiße Menschen) in Moree waren. Unsere Projektphase überschnitt sich zum Teil mit einem der interkulturellen Begegnungsprojekte, das Bruno und Professor Gieler häufiger für Studierende organisieren. 

Diesmal handelte es sich um eine Gruppe von sieben Lehramts- und Pädagogik-Studentinnen aus Münster, die uns bei einigen Aktivitäten unterstützten und am Samstag mit uns gemeinsam aus Moree abreisten. Während es für uns aber zurück ins kalte Deutschland ging, bleiben sie noch eine ganze Weile in Ghana. Sie leben nun in Accra in den für Ghana typischen Compounds und werden dort u.a. je ein eigenes wissenschaftliches Teilthema aus dem Spektrum "Jugend in Ghana" recherchieren und bearbeiten.

Wie wir hat auch diese Studentinnengruppe ein Blog über ihre Ergebnisse online gestellt. Wer also gerne noch mehr über Ghana lesen und auch erfahren möchte, wie es in der Hauptstadt Accra so zugeht, ist hier gut aufgehoben:



Ghanaischer Unterricht - Klappe 2


Nach der ziemlich enttäuschenden Erfahrung vom Mittwoch in Integrated Science sind wir gestern mit etwas Unbehagen noch einmal in den ghanaischen Matheunterricht der Schülerinnen und Schüler aus dem Abschlussjahr gegangen. Am Anfang war es wegen unserer mathespezifisch nicht gerade ausgeprägten Englischkenntnisse etwas holprig, aber dann haben wir verstanden, dass wir zumindest das Thema bereits kennen: Trigonometrie.

Die Atmosphäre war auch viel lockerer als im Fach Integrated Science. Auch wenn uns der Lehrer zunächst kaum einbezog, fühlten wir uns wohl.

Bei einer Aufgabe fiel uns schließlich auf, dass wir das in Deutschland anders gelernt hatten. Und da der Lehrer gerade gefragt hatte, ob wir verstehen, was vor sich geht, ging Hannah nach vorne und erklärte, wie wir diese Rechnung kannten. Das war gar nicht so einfach, weil wir, wie gesagt, noch nie Mathe auf Englisch hatten und unsere gestotterten Erklärungen wahrscheinlich so klangen: „This is… äh… the adjacent and this the… ähm, hypothenuse, so we äh… use cosine…“

Offenbar haben uns die Ghanaer wie durch ein Wunder trotzdem verstanden, und Hannah bekam einen großen Applaus. Anschließend haben wir über die Lösungsansätze abgestimmt und „gewonnen“. Nach einer weiteren richtigen Erklärung von Hannah durften wir dann nicht mehr mit abstimmen, weil wir das Thema schon kannten. Trotzdem hat der gesamte Kurs bei der nächsten Abstimmung zur Erheiterung des Lehrers zu uns geschaut. Doch bei einer späteren Aufgabe wurden wir wieder zur Tafel zitiert, und erneut mussten wir mit unserem sehr lückenhaften Englisch Mathe erklären.

Alles in allem hat uns dieser Unterricht viel Spaß gemacht, allerdings fanden wir es aber auch etwas schockierend, dass die Ghanaer offenbar erst im letzten Jahr der Senior High School Trigonometrie lernen (auch wenn es im Lehrplan, wie uns gesagt wurde, wohl früher vorgesehen ist). Wir waren letztlich sehr froh, dass wir trotz der ersten negativen Erfahrungen mit einer ghanaischen Unterrichtsstunde – eben in Integrated Science – in den Matheunterricht gegangen sind.

(Tanja Graef)                     

Ohrwurm


Der Ablaufplan für die große Präsentation unserer Arbeitsergebnisse am Freitag sieht neben einigen Reden, dem Eröffnungs- und Schlussgebet, Tanz-und Musikeinlagen, der Auszeichnung besonders verdienter Schülerinnen und Schüler sowie der Eröffnung der Ausstellung an der Moree Senior High Technical School auch das Singen der Schulhymne und der beiden Nationalhymnen von Ghana und Deutschland vor. Und zwar jeweils gemeinsam!

Also haben Frau Leiters und ich heute die letzte Hälfte der Deutsch-Stunde genutzt, um den ghanaischen Schülerinnen und Schülern „Einigkeit und Recht und Freiheit“ beizubringen. Mit Erfolg: Sie singen offenbar gerne und wirklich ziemlich gut. Auch die Aussprache ist passabel. Ich würde mal behaupten, dass unsere Gruppe so ziemlich jeden deutschen Fußball-Nationalspieler locker in die Tasche steckt, wenn es um das Singen der Nationalhymne geht. Besonders beliebt, vor allem bei den Jungs: Die Passage in hohen Quietschtönen bei „Blüh‘ im Glanze…“ Das singen sie gerne wieder und wieder.

Nun mussten natürlich die deutschen Schülerinnen auch noch die ghanaische Hymne lernen. John hatte gerade irgendwie weder Zeit noch Lust, also delegierte er diese Aufgabe in der Pause an einen der ghanaischen Schüler namens Stephen. Und der erfüllte sie so wie er scheinbar alles in seinem Leben tut: mit jeder Menge Hingabe und Beharrlichkeit.



Stephen ist ja nach Meinung der deutschen Schülerinnen eh der geborene Wissenschaftler, Anwalt, Politiker oder Lehrer… Seit heute kann man dieser Liste auch noch die Berufe Chorleiter und Dirigent hinzufügen. Mit enormem Enthusiasmus übte er wieder und wieder, bis Text („God save our homeland Ghaaaaanaaaa“ – und zwar mit doppeltem langem Aaaaaaa!) und Melodie bei den deutschen Schülerinnen bombenfest saßen. Die Musikbegleitung lieferte dabei die auf den Laptops im Klassenraum installierte Junior Encarta-Enzyklopädie.

Der Freitag kann also kommen. An den Nationalhymnen wird es sicher nicht scheitern. Aber wenn mir jetzt bitte noch jemand verraten könnte, wie ich diesen Ohrwurm wieder aus dem Kopf bekomme…

„God save our homeland Ghaaaanaaaa…“

(Marion Müller)

Gundula, die wahrscheinlich langweiligste Kakerlake der Welt… Dachten wir!


Als ich an einem Morgen ins Bad gegangen bin, saß da in der Ecke der Dusche eine dicke braune Kakerlake. Nett. Urgh.

Sie saß da ziemlich lange, und die einzige Bewegung, die sie machte, war eine sanfte, regelmäßige 180°-Drehung, erst nach links, dann wieder zurück nach rechts und immer weiter so. Also eher eine ziemlich langweilige Kakerlake…

Wir hatten trotzdem jedes Mal etwas Angst, dass Gundula (so haben wir sie getauft) uns eines Tages mit einem Frontalangriff überrascht, wenn wir die Badezimmertür öffnen. Sie blieb aber zunächst einmal drei Tage ausgesprochen langweilig.

Und plötzlich eines Abends geschah es doch noch: Ich war gerade alleine in der Hütte, da kam Gundula durch meine Beine gerannt, als ich gerade die Tür zum Badezimmer öffnete. Ich habe mich total erschreckt und natürlich logischerweise erst einmal laut geschrien. Gundula, die wahrscheinlich feigste oder auch die wahrscheinlich hinterhältigste Kakerlake der Welt, versteckte sich inzwischen irgendwo im Zimmer. Unsere leicht panischen Suchaktionen blieben ohne Erfolg.

Als ich tags darauf erneut das Badezimmer aufsuchte, sah ich, dass Gundula sich über Nacht offenbar entschlossen hatte, an ihren alten Platz zu krabbeln (wie öffnen Kakerlaken eigentlich Badezimmertüren???), denn wieder drehte sie sich dort sanft von links nach rechts und zurück. Ich erschreckte mich prompt erneut. Oder war das vielleicht doch Gertrud, die große Schwester von Gundula, die gekommen war, um Rache zu nehmen? Die Kakerlake sah ja schon ein wenig größer aus…

In den nächsten Tagen war Gundula (oder Gertrud?) mal da, dann mal wieder weg, dann wieder da. Also musste sie ja einen Weg hinaus aus dem Badezimmer und wieder hinein gefunden haben. Wir konnten sie leider nicht einfangen, weil sie in einer Ecke saß und wir in dem 90°-Winkel keine Chance hatten. Schließlich half uns eine der Studentinnen aus Münster, als Gundula, die wahrscheinlich nervigste Kakerlake der Welt, einmal ihren Platz in der „sicheren Ecke“ verlassen hatte, und fing sie ohne Zögern ein.

Seitdem Gundula weg ist (freigelassen, nicht etwa getötet!), können wir wieder ohne Sorge, dass sie uns entgegenkommen könnte, ins Badezimmer gehen!

(Jasmin Engelen)

Abenteuer Taxifahrt


Also, über ghanaische Taxis wurde hier im Blog ja, glaube ich, schon jede Menge geschrieben. Kurzfassung: Sie würden bei uns in Deutschland wohl kaum jemals durch den TÜV kommen, aber irgendwie fahren sie einen doch immer sicher zum gewünschten Ziel. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – haben wir uns nach inzwischen zweieinhalb Wochen in Ghana schon total an sie gewöhnt, und deshalb war es vermutlich auch Zeit für eine neue Ghana-Taxi-Erfahrung:

Wir fuhren zu fünft (plus Taxifahrer, wohlgemerkt!) in einem Taxi.

An sich ist das kein Problem, außer dass es bei mittäglichen 35°C Außentemperatur eindeutig kühlere Orte gibt als eben dieses Taxi. Aber alle anderen Menschen schwitzen hier ja schließlich auch.

Allerdings wären wir so wohl, also zu sechst in einem Auto, nie an der Polizeisperre in Moree Junction vorbeigekommen, denn dort wird tatsächlich auf zwei Dinge messerscharf geachtet: Der Fahrer jedes Autos muss angeschnallt sein (das ist er dann normalerweise auch für ca. einen Kilometer, bis die Polizeisperre außer Sicht ist), und pro Auto dürfen maximal fünf Personen mitfahren.

Wir waren aber, wie schon erwähnt, inklusive Fahrer zu sechst, weshalb dieser, als wir in der Schlange an der Polizeisperre warteten, die geniale Idee hatte, ich sollte in das Taxi umsteigen, das neben uns wartete – zu wildfremden Leuten, aber eben nur drei davon!

Ich habe den Rat befolgt, und natürlich wurde ich sofort nach meinem Namen befragt. Dann ging es, während wir näher an die Sperre herankrochen, irgendwie darum, ob Deutsche wirklich ganze Knoblauchzehen roh essen. Ich habe keine Ahnung, wie meine ansonsten sehr netten ghanaischen Mitfahrer ausgerechnet auf diese Idee gekommen sind.

So war ich, obwohl alle sehr freundlich zu mir waren, trotzdem etwas erleichtert, als ich nach passierter Sperre wieder in das „richtige“ Taxi umsteigen konnte. Das war auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich in Deutschland beim Taxifahren NIE gemacht hätte!

(Tanja Graef)

Busfahrt der etwas anderen Art


Am ersten Samstag hier in Ghana bin ich auf der Hinfahrt zum Kakum National Park im „Bet“-Bus mitgefahren (so genannt nicht etwa weil der Fahrer nicht fahren konnte und wir deshalb beten mussten, sondern weil – wie in Ghana vor vielen Gemeinschaftsaktionen üblich – zuerst einmal zusammen gebetet wurde). Dieser war zwar etwas voller als erlaubt (also – nach ghanaischen Standards!), aber man bekam immerhin noch Luft und konnte die eigenen Füße sehen.

Auf dem Rückweg nach Cape Coast habe ich dann den Bus gewechselt und saß mit seeeeeehr vielen anderen Ausflugsteilnehmern im sogenannten „Party“-Bus. Das war einerseits wirklich cool, andererseits aber auch sehr abenteuerlich, denn die Jungs hinten im Bus haben die ganze Zeit über (!) Musik gemacht und dazu auch oft gesungen. Sie hatten traditionelle Rhythmusinstrumente, die mit einem Metallstab angeschlagen wurden oder als Ring über den Fingern lagen und dann zusammengeschlagen wurden. Da hätte eigentlich nur noch eine Trommel gefehlt! Ein Fanti-Lied konnten wir Deutschen sogar mitsingen, weil wir es im Unterricht gelernt hatten.

Das Musizieren haben sie tatsächlich die gesamte Busfahrt über (anderthalb Stunden!) durchgehalten. Man hat echt gute Laune bekommen und wollte mittanzen, aber das scheiterte an der vorhandenen Freifläche im Bus. Es gab nämlich keine.

Abenteuerlich wurde die Fahrt, weil einige Mitfahrer und Mitfahrerinnen so als wäre das ganz normal (das ist es hier wahrscheinlich auch!) im Gang standen ohne wirklich irgendetwas zum Festhalten zu haben als andere Schüler oder vielleicht die Rückenlehne eines Sitzes. Hinzu kamen Leute, die einfach zu dritte auf der Mittelkonsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz Platz genommen oder sich einfache Plastikhocker in die letzten Freiräume gestellt hatten. Die rutschten natürlich gerne bei Schlaglöchern oder in Kurven ein wenig – allerdings nie weit, da es ja wegen des fehlenden Platzes nicht ging. Überhaupt haben alle gut aufeinander aufgepasst, dass niemand umkippt oder übereinander fällt.

Wir sind alle wohlbehalten und sicher wieder angekommen. Es war auf jeden Fall ein super Gemeinschaftserlebnis, in diesem vollkommen überfüllten Party-Bus mitzufahren!

(Hannah Köhler)


Geburtstag in Ghana

Als uns klar wurde, dass wir beide am gleichen Tag in Ghana unseren siebzehnten Geburtstag feiern würden, waren wir sehr gespannt, wie der Tag ablaufen würde. Nach den ersten Glückwünschen unserer Zimmernachbarinnen haben uns beim Frühstück auch unsere Lehrerinnen herzlich gratuliert. Kurz darauf wurden wir sehr von Ronny und Bruno überrascht, denn sie schenkten uns zusammen mit Frau Leiters und Frau Müller je ein typisch afrikanisches Spiel namens Oware. Das hatten wir überhaupt nicht erwartet und haben uns so sehr gefreut.


Sogar die Ghanaer gratulierten uns schon teilweise früh am Morgen per SMS und sangen später in der Schule "Viel Glück und viel Segen" für uns. Das haben sie ja im Deutschunterricht gelernt. Philomena sang sogar später noch alleine "Happy Birthday" für uns. Alle waren total lieb, haben uns gratuliert und sich mit uns gefreut. 

Auch abends gingen die Überraschungen noch weiter. Als wir beim Abendessen saßen, wurden schon Andeutungen gemacht, die wir jedoch nicht verstanden. Plötzlich wurde das Licht ausgeschaltet und die Kellnerinnen aus dem Resort kamen mit zwei selbstgebackenen Kuchen mit Kerzen und viel Zuckergussverzierung zu unserem Tisch. Das machte den Tag noch besser als er sowieso schon war, denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir wie in Deutschland einen Geburtstagskuchen bekommen würden.


Der Höhepunkt des Abends war dann aber gekommen, als die Kellnerinnen auch noch einen typisch ghanaischen Tanz („Asonto“) für uns aufgeführt haben. Die Musik dazu kam aus einem ihrer Handys.


Kurz gesagt: Wir hatten hier in Ghana vielleicht einen der besten Geburtstage unseres Lebens"

(Hannah Köhler und Kira Loeper)

      
Leider hat es das ghanaische Internet im Verlauf unserer letzten Projektwoche in Moree noch weniger gut mit uns gemeint als in den vierzehn Tagen davor. So war es uns leider vor unserer Abreise am vergangenen Samstag nicht mehr möglich, noch einige der bereits geschriebenen Blogeinträge zu veröffentlichen. Das soll nun noch nachgeholt werden - auch wenn wir inzwischen wieder im winterlich kalten Deutschland angekommen sind.


Montag, 11. Februar 2013

Adinkra

Sonntags haben wir als letzten Programmpunkt unseres Wochenendausflugs auch das Ashanti Cultural HeritageCentre in Kumasi besucht. Hier gibt es neben einem Museum, einer Bibliothek und viel grüner Fläche auch zahlreiche kleine Handwerksbetriebe und -läden, die sich auf die Herstellung und den Verkauf typisch ghanaischer Handwerkskunst spezialisiert haben

Als wir eintrafen, lag das Gelände noch in ziemlich schläfriger Stille. Aber langsam füllte es sich, auch weil in einem Festsaal mit den allgegenwärtigen Riesenlautsprechern eine ghanaische Hochzeit gefeiert wurde, und die ersten Handwerker nahmen ihre Tätigkeit auf.

Wir liefen von Werkstatt zu Werkstatt, sahen uns einige Dinge an und ließen uns beraten. Ganz hinten rechts auf dem Gelände befindet sich eine etwas größere Bretterbude mit dem Namensschild „Goldweight“ über dem Türsturz. Hier wurde ich fündig, denn hier werden u.a. aus Messing kleine Statuen z.B. von Frauen beim Stampfen von Fufu, von Männern beim Spielen von Oware, einem westafrikanischen Strategiespiel, oder von traditionellen Trommlern und Tänzern hergestellt.

Außerdem fertigt Joseph, so heißt der Künstler, noch Adinkra-Symbole aus diesem Messing. Adinkras (siehe Hintergrundbild unseres Blogs) sind eine Symbol-Bildersprache der westafrikanischen Akan-Völker, zu denen sowohl die Fanti der Küstenregion um Cape Coast als auch die hier in Kumasi ansässigen Ashanti zählen. Jedes Adinkra hat eine eigene Bedeutung und begegnet einem hier in Ghana auf Schritt und Tritt. Das bekannteste Zeichen ist sicher „GyeNyame“ (= Gott über alles), das von der Haustür über den Autoaufkleber bis hin zur Rückseite von Plastikstühlen ALLES verziert. Mein Favorit heißt „Sankofa“, was wörtlich bedeutet: Geh zurück und hole es. Symbolisch ist das so gemeint: Man kann und soll immer bereit sein umzukehren, um Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und aus ihnen für Gegenwart und Zukunft zu lernen. 

Die von Joseph angebotenen Adinkras, darunter natürlich auch „GyeNyame“ und „Sankofa“, sind etwa so groß wie ein Fingerglied und haben einen kleinen Anhänger. Man könnte sie auch als Kette tragen, aber ich habe im Sinn, sie, wenn ich wieder zu Hause bin, an einem langen Band aufzureihen und so eine Dekoration für mein Arbeitszimmerfenster anzufertigen.

Als Joseph das hört, wird er Feuer und Flamme. Er trägt eine Tabelle herbei, die die Symbolik der verschiedenen angebotenen Adinkra-Schmuckstücke erklärt. Wir legen sie nebeneinander, vergleichen und erfinden eine kleine Geschichte, wie die ausgewählten Motive zueinanderpassen könnten. Joseph spricht gutes Englisch, ist sehr freundlich, aber keineswegs aufdringlich, was ich bei Verkaufsgesprächen allgemein sehr mag. Zwischendurch zeigt er mir auch die Werkzeuge und Modelle, mit denen er die Adinkras herstellt. Vorlagen werden aus Wachs geschnitzt, dann mit Ton umhüllt, der getrocknet wird. Anschließend wird das Wachs herausgeschmolzen, und der entstandene Hohlraum kann dann mit flüssigem Messing gefüllt werden.

Am Ende kaufe ich acht statt der ursprünglich geplanten fünf Anhänger, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann. Joseph schenkt mir noch ein neuntes, das vage an ein Krokodil erinnert und ihm augenscheinlich besonders wichtig ist. Mit einem geknoteten Plastiktütchen voller Adinkras verlasse ich zufrieden die Werkstatt und freue mich schon darauf, wie sie als kleine Erinnerungen nachts im Licht der Laterne vor meinem deutschen Arbeitszimmerfenster glänzen werden.


(Marion Müller)



Samstags auf der Strasse

3 ½ Stunden Busfahrt nach Kumasi: Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Gliedmaßen (insbesondere wenn man quasi direkt vor der Gangschaltung sitzt, jedes Mal für den fünften Gang die Beine nach rechts bewegen muss und die Füße nur auf einer schrägen Fläche abstellen kann), sondern auch die Gelegenheit, Beobachtungen am Straßenrand zu machen. Neben dem üblichen Bild (Bretterbuden, Straßenverkäufer, roter Sand, allerdings mehr Vegetation als in der Küstenregion) habe ich den Eindruck gewonnen, dass samstags in Ghana die Taxen gewaschen werden. Mehrfach habe ich eingeschäumte Wagen gesehen, die der Besitzer dann auch noch liebevoll mit einem Lappen abrieb. Eine andere Methode ist die Trockenwäsche. Man nimmt sich ein langes Tuch, stellt sich etwa einen halben Meter vom Auto entfernt auf und schlägt mit dem Tuch immer wieder gegen das Auto.


Außerdem war auch – wie immer samstags – Beerdigungstag, dementsprechend sah man vielfach Versammlungen von Menschen in Schwarz, Braun und Rot, die sich auf Plastiksesseln um einen mit voller Kraft dröhnenden, riesigen Lautsprecher versammeln. Die Kleidung ist westlich oder auch traditionell, also sieht man teilweise Männer, die sich ein riesiges Stück Stoff – das dann teilweise auch durch den Wind wie ein Segel aufgeblasen wurde, wenn sie es wieder ausrichteten – ähnlich wie eine Toga um den Körper geschlungen haben: es wird unter einem Arm durchgeführt, und die langen Enden hängen über der anderen Schulter nach vorne und hinten herab. Die Frauen tragen häufig zu einem Kleid noch ein ca. 1 m breites rechteckiges Tuch, das manchmal als breite Schärpe gebunden wird, teilweise aber auch so gebunden ist, dass es quasi wie ein zweiter Rock über dem langen Kleid zu sehen ist. Meist ist es aus dem gleichen Stoff wie das eigentliche Kleid.


Einmal fuhr auch auf der Straße ein Laster mit dem Sarg und die Trauergäste liefen am Straßenrand entlang. Insgesamt ist das offenbar keine ausschließlich traurige Angelegenheit, sondern auch eine soziale Zusammenkunft, bei der man das gelebte Leben des Verstorbenen feiert.

In den Läden oder besser gesagt: im Freien vor den Läden, kann man auch wirklich verrückte Sargformen sehen. Gestern z.B. ein zusammengeklapptes Buch, eine Banane oder andere kuriose Designs, die aber unter den Planen, mit denen sie gegen den allgegenwärtigen Staub geschützt werden, nicht genau zu erkennen waren. Es gibt auch Särge in Normalform, die können dann allerdings komplett mit Gold- oder Silberfolie bedeckt sein.


Was es noch auf den Straßen gibt: Regelmäßige Polizeikontrollen. Mancher Ghanaer sagt, sie dienen der Sicherheit und kontrollieren insbesondere, ob die Fahrzeuge verkehrstauglich sind und die Bestimmungen eingehalten werden  (z.B. müssen die Fahrer angeschnallt sein). Bruno dagegen sagt, dass sie die Kontrollen vor allem machen, um Geld abzukassieren. Ich konnte mehrfach beobachten, dass in den Papieren, die unser Fahrer Polizisten zur Kontrolle gab, elegant ein  1-Cedi-Schein untergebracht war, der dann irgendwie verschwand…


(Ursula Leiters)



Ghanaische Schoenheitsideale

Ghanaischer Unterricht sieht doch etwas anders aus als deutscher. Den ersten Unterschied merkt man daran, dass höchstens ein Schüler pünktlich ist. Die anderen kommen frühestens zehn Minuten später, dann wartet man noch einmal weitere zehn Minuten auf den Lehrer – und damit beginnt der Unterricht schon beinahe früh!

Ich war durch unglückliche Umstände die einzige Deutsche, die für zwei Schulstundenin das Fach „General KnowledgeandArts“ zu Mr. Thompson ging. Ich konnte mir anfangs nicht sonderlich viel darunter vorstellen, aber letztlich ging es um traditionelle Kunst aus Ghana. Wir begannen noch ziemlich ernst und schrieben verschiedene Arten von Kunst auf, z.B. „bodypainting“, „sculptures“, „pottery“ und „textiles“. Dazu wurden verschiedene Beispiele genannt, und spätestens an dem Punkt war es mit dem seriösen Unterricht vorbei. Mr. Thompson begann, um den Sinn und auch die Wirkung von Masken zu zeigen, wie ein böser Geist durchs Klassenzimmer zu tanzen. Sobald irgendein Fantinamekam, musste ICH den natürlich aussprechen, was zu allgemeiner Heiterkeit und gelegentlichem Applaus geführt hat. Und als wir letztlich zu Skulpturen kamen, wurde dann versucht, mir das ghanaische Schönheitsideal zu erklären:

Eher kleine Augen, eine Mischung aus Stups- und gerader Nase und ein kleiner, aber voller Mund. Natürlich wurde dann direkt bei allen Mädchen inklusive mir geguckt, ob wir diese Voraussetzungen erfüllen. Wir schienen alle ganz passabel auszusehen. Breite Schultern waren ebenso gewünscht wie „nicebreasts“ – da habe ich dann zur Sicherheit nicht nachgefragt, was genau das heißt, denn die Gesichtsanalyse hatte mir schon gereicht!

Als es dann um den Po ging, veranschaulichte uns Mr. Thompson, dass dieser am besten so groß sein sollte, dass man einen Wagen brauche, weil er zum Stehen zu schwer sein. Das Kriterium hat glücklicherweise keiner von uns erfüllt!

So füllten wir den Rest des Unterrichts meist mit Witzen und Schönheitsvergleichen, auch bzgl. Deutschlands, wobei es keiner logisch fand, dass Dünnsein etwas Gutes sein sollte! Am Ende habe ich dann noch gelernt, was ich auf einer Beerdigung anziehen darf und was auf keinen Fall (da gibt es strenge Regeln!) und war, als es klingelte, überrascht, dass zwei Stunden Frontalunterricht so schnell herumgehen können.

(Alina Krobok)


Black Star Book Sales

In Cape Coast gibt es ganz in der Nähe des Castles einen wirklich netten kleinen Second-Hand-Buchladen mit Namen „Black Star Book Sales“. Ich liebe solche Geschäfte, und so war ich sehr froh darüber, ihn im vergangenen Jahr entdeckt zu haben. Im Inneren der zwei zusammengelegten Räume ist es angenehm kühl und halbdunkel. Große Regale, in denen nach Kategorien sortiert die angebotenen Bücher stehen, teilen den Raum. Hier gibt es so manche Schätzchen aus zweiter Hand zu entdecken – manche davon ein wenig angestaubt und durch Eselsohren als gelesen gekennzeichnet, aber deswegen nicht weniger interessant für mich. Der Schwerpunkt liegt logischerweise auf englischen Büchern, aber auch in anderen europäischen Sprachen bis hin zu Dänisch kann man fündig werden. Besonders hoch ist das Angebot an gebrauchten Reiseführern, die ganz offensichtlich von durchreisenden Touristen auf großer Afrika-Tour hier hinterlassen wurden. Möchte jemand nach Namibia, Togo oder auf die Kapverdischen Inseln? Black Star Book Sales hat etwas Passendes im Angebot – wahlweise sogar auf Deutsch oder Englisch.

Mich interessierten aber keine Reiseführer, als ich in diesem Jahr den kleinen Buchladen wieder aufgesucht habe, sondern ein ganz bestimmter Roman, den ich im vergangenen Jahr dort entdeckt hatte. Er steht schon lange auf meiner Leseliste, ist aber überall in Europa und auch bei den einschlägigen Online-Anbietern und Internet-Antiquariaten vergriffen. In Cape Coast hingegen gab es noch ein Exemplar, zugegebenermaßen ein wenig abgegriffen, aber mit drei GH Cedi geradezu spottbillig. Ich hatte es leider ein wenig eilig, als ich beim letzten Mal dort war, dachte ich würde ihn beim nächsten Cape-Coast-Besuch mitnehmen, aber dazu kam es dann leider vor unserer Abreise nicht mehr.

Ein Jahr später – neuer Versuch… Vielleicht habe ich ja Glück und das Buch ist noch da!

Das Unternehmen startet tatsächlich verheißungsvoll, denn die Ladentür von Black Star Book Sales ist weit geöffnet. Aus dem Inneren dringt laute Gospelmusik. Sehr schön! Ich trete ein und freue mich über die Kühle im wie gewohnt halbdunklen Laden (in der Mittagshitze von Cape Coast wirklich sehr erfrischend!) und suche ein ganz bestimmtes Regal ab. Und tatsächlich: MEIN Roman ist noch da! Er liegt sogar noch an genau der gleichen Stelle im Regal wie vor zwölf Monaten.

Das kann nur ein Zeichen sein. Diesmal werde ich ihn ganz bestimmt sofort kaufen und nicht länger zögern!

Nachdem ich noch eine Weile nach weiteren Titeln gestöbert habe, fällt mir beim Blick zu dem kleinen Verkaufstisch allerdings auf, dass es ein neues Hindernis gibt, ehe ich das Buch erwerben kann. Ich bin nämlich seit etwa einer Viertelstunde vollkommen allein im Laden. Es gibt auch keine weiteren Räume oder Türen, hinter denen sich jemand verstecken könnte, der mir vielleicht gerne Geld abknöpfen möchte.

Was also tun? Ich will ja ganz sicher keinen Ladendiebstahl begehen… Meine erste Idee, einfach das Geld für das Buch auf den Tisch zu legen und einen erklärenden Zettel zu schreiben, scheitert an der Abwesenheit von Wechselgeld. Und mit meiner kleinsten greifbaren Banknote im Wert von zehn GH Cedi wäre das Buch dann doch deutlich überbezahlt.

Ich schaue aus dem Eingang nach links und rechts. Auch hier kein Verkäufer in Sicht. Nur die Frau, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen kleinen Obststand betreibt, schaut zumindest auf. Ich frage sie, ob sie weiß, wo der Besitzer sein könnte. Sie spricht aber ganz offenkundig nur Fanti und scheint ihrer Mimik und Gestik nach der Meinung zu sein, dass ich lieber eine ihrer Mangos statt eines gebrauchten Buches kaufen sollte. Die Mangos sehen wirklich gut aus, aber ich will halt zuerst das Buch!

Sie macht scheuchende Handbewegungen in Richtung des Nachbareingangs neben Black Star Book Sales. Dort sitzt im Innenraum über eine mit Fußpedal betriebene Nähmaschine gebeugt (genau solch eine hatte meine Oma früher auch!) eine Schneiderin. Auch sie scheint nur Fanti zu sprechen. Aber sie ruft immerhin lächelnd ein kleines Mädchen herbei, das dann auf die Straße läuft. Und was danach folgt, hat schon einen hohen Unterhaltungswert:

Das Mädchen ruft vor dem gegenüberliegenden Haus schallend laut einen Namen („Kweku“) und eine Frage auf Fanti. Ein Fenster öffnet sich im ersten Stock. Eine ältere Frau schaut heraus und wiederholt genau diesen Namen und die Frage, nun aber in Richtung einer engen Gasse, die von der Hauptstraße abzweigt. Von dort aus höre ich erneut die gerufene Frage aus dem Mund eines Mannes, den ich nicht sehen kann. Und noch einmal… Dann kommt die gesamte Kette wie ein Echo zurück. Das kleine Mädchen läuft zur Schneiderin, die mich anlächelt und plötzlich doch etwas Englisch spricht: „He comingnow.“

Damit wenden sich alle wieder ihren Tätigkeiten zu, sei es nun Nähen oder Mangoverkaufen. Ich stehe immer noch etwas ratlos im Eingang von Black Star Book Sales und frage mich, wer dieser „he“ ist, der sich angeblich bereits im Anmarsch ist. Kweku?

Etwa zwei Minuten später habe ich meine Antwort: Ein junger Mann in einem Fußballshirt joggt um die Ecke. Er kommt kurioserweise aus einer ganz anderen Gasse als der, in deren Richtung zuletzt gerufen wurde. Einen abgewetzten Fußball hat er noch unter dem Arm. Er lächelt breit und fragt mich in bestem Englisch, ob ich ein Buch kaufen möchte.

Ja, schon… irgendwann dann.

„Are you Kweku, the owner of the shop?” frageichihn.

“Oh, no, no…”, kommt die Antwort, während er eine Schublade im Kassentisch aufschließt und eine Dose mit Wechselgeld ans Tageslicht befördert.

That’s my cousin. He is in Accra today. I am Solomon. But I am watching the shop for him.”

(Marion Müller) 


Die wahrscheinlich langweiligste Unterrichtsstunde der Welt

Um einmal echten ghanaischen Unterricht mitzuerleben, sind einige von uns während der Mittagspause in den Unterricht im Fach Integrated Science (= Naturwissenschaften) gegangen. Neugierig sind wir in den Raum gekommen und haben auf ziemlich unbequemen niedrigen Holzbänken Platz genommen. Auch der Deckenventilator lief nicht. Dann haben wir gemeinsam mit den Ghanaern auf den Lehrer gewartet.

Als der Lehrer schließlich kam, stellte sich heraus, dass wir die kompletten zwei Stunden lang über die Themen „Wasserkreislauf“ und „Wasserverschmutzung“ reden würden.

„Reden“ läuft hier – oder zumindest bei diesem speziellen Lehrer – so ab: Er stellt am Anfang eine einzige Frage, auf die keiner der ziemlich müde wirkenden ghanaischen Schüler eine Antwort weiß oder geben will. Dann ruft der Lehrer eine Seite auf dem Laptop, den er zusammen mit einem Beamer auf dem Tisch aufgebaut hat, auf. Die nächsten zwei Stunden über wird diktiert, was dort geschrieben steht – unterbrochen von winzigen Erklärungen des Textes und zusätzlichen für uns unübersichtlichen Tafelanschriften. Nachhakende Fragen wie „Wo steht das?“ oder „Was soll das heißen?“ sind normal.

Unsere am Anfang noch fleißigen Mitschriften werden nach zehn Minuten extrem unordentlich und zunehmend unterbrochen von Zeichnungen und Kritzeleien („Mir ist langweilig!“). Leider mussten wir dem stellvertretenden Schulleiter am Ende der Stunde unsere Mitschriften zeigen. Kein Kommentar – wir hoffen wirklich er kann nicht mehr Deutsch als das „Guten Morgen!“, mit dem er Frau Müller und Frau Leiters immer fröhlich begrüßt.

(TanjaGraef)

Donnerstag, 7. Februar 2013

Schule in Ghana

Bis wir uns in der Moree Technical High School alle ein wenig eingelebt hatten, brauchte es wirklich seine Zeit.

Der erste Schultag fing damit an, dass wir Deutschen alle zusammen in den Klassenraum der Ghanaer kamen und dort dann auch von unseren deutschen Lehrern, Bruno und Ronny allein gelassen wurden, um selber etwas besser mit den Ghanaern in Kontakt treten zu koennen. Dann wurden von dem ghanaischen Lehrer Mr. Thompson ein Ghanaer, Augustine, und eine Deutsche, Nora, ausgewaehlt, die dann aufpassen sollten, dass kein Mist gemacht wurde. Dann waren wir ganz ohne Lehrer. Wir sollte alle nacheinander nach vone gehen und uns vorstellen mit unserem Namen, woher wir kommen und wie alt wir sind. Die Ghanaer fingen an, dann jemand von uns usw. Zwiswchendurch fingen auh schon die einen oder anderen Privatgespraeche an.

Als naechstes sollten wir dann etwas ueber die  Geschichte Deutschlands erzaehlen, und als Fiona vorne alles grob erzaehlt hatte und sich gerade wieder setzen wollte, sagte ein ghanaischerSchueler: „Please, can you tell us something about Adolf Hitler?“ Wir waren alle etwas ueberrascht ueber die Frage, aber Fiona meisterte die Lage, indem sie erklaerte, was Adolf Hitler getan hat, dass er sich auch schon am Ende des Krieegs selbst umbrahte und nicht mehr lebt, und immer wieder sagte, dass er ein „really really bad man“ gewesen ist, und dass wir nicht stolz auf ihn sind.

Dann  sollten wir etwas vortanzen, nachdem die Ghanaer auch etwas vorgetanzt haben. Nach kurzem Ueberlegen haben wir uns dann entschlossen, den Ghanaern Karneval zu erklaeren und „Da hat das rote Pferd sich einfach umgekehrt“ zu tanzen. :D Alle waren sehr begeistert von unseren Tanzkuensten. :D

Dann wurden wir in unsere Projektgruppen eingeteilt und haben begonnen, die Infofilme fuer unsere einzelnen Themen zu gucken. Auch in den letzten Tage konnten wir nach unserer morgendlichen Fantistunde bei Mr. John an unseren Themen weiterarbeiten und gleichzeitig uns immer besser kennenlernen.

 
(Wiebke Heinzen)

 
P.S.: Heute ist schon die erste Praesentation erfolgreich ueber die Buehne gegangen. Alina, Augustine, Beatrice, Lydia und Tanja haben ihre Sache richtig gut gemacht und viel Applaus bekommen. In den naechsten Tagen werden die anderen Gruppen mit ihren Praesentationen folgen.


(Ursula Leiters)

How to carry children

Im Hospital konnte ich genau beobachten, wie man es macht: Die ghanaischen Mütter haben ein großes, rechteckiges Tuch dabei. Sie beugen sich leicht nach vorne, legen ihr Kind auf ihren Rücken (und die klammern sich schon im ganz zarten Alter von ein paar Monaten ganz gut an Mamas Busen fest, jedenfalls fallen sie nicht hinunter), dann wird die eine Längsseite des Tuches um Kind und Rücken gelegt und vorne über der Brust werden die oberen Enden/ Kanten untereinander eingeschlagen. Sodann nimmt man die unteren Ecken auch nach vorne, wickelt sie einmal umeinander und schlägt dann die Enden auch links und rechts unter die Unterkante des Tuches. Hält garantiert, auch ohne jeden Knoten!


(Ursula Leiters)

Lights Off!

So heißt es in der vergangenen Woche immer wieder einmal, wenn plötzlich die Stromversorgung zusammenbricht. Das geschieht hier in Ghana einfach von Zeit zu Zeit, denn obwohl das Land eigentlich eine ziemlich gute Abdeckung seines Strombedarfs hat, reichen die Kapazitäten eben nicht immer ganz aus.

Das erste Zeichen eines Stromausfalls ist oft ein leichtes Flackern in der Tätigkeit der elektrischen Geräte (und hier vor allem der allgegenwärtigen Deckenventilatoren). Dann folgt ein leises Zapp-Geräusch, und der Strom ist auf einmal weg. Eventuell gerade eingestöpselte Laptops geben ein aggressives Piepsgeräusch von sich, wenn sie derart abrupt von der Stromzufuhr getrennt werden, aber eine Weile lang kann man ja auch mit hoffentlich möglichst vollständig aufgeladener Batterie arbeiten. Merke: Das Ladekabel ist dein Freund und sollte immer mitgeführt werden.  

Ghanaer nehmen diese plötzliche Abwesenheit von Strom völlig gelassen und philosophisch hin. Was soll man auch machen – außer vielleicht, wenn es wirklich zum Kochen oder zum Durchführen einer Laboruntersuchung notwendig ist und man einen hat, den Generator anwerfen? Man wartet halt ab.

Sogar das Herannahmen des Halbfinales gestern im Africa Cup, als Ghana abends gegen Burkina Faso spielte, sorgte nicht für größere Nervosität, obwohl wir nachmittags immerhin fast zwei Stunden Lights Off erlebten. Das war schon eine sehr lange Durststrecke, denn normalerweise dauern die Aussetzer eher zwischen einer halben und vielleicht zehn Minuten.

Pünktlich zum Spiel war der Strom dann aber wieder da. Genützt hat es den Ghanaern leider nichts. Stand es am Ende der regulären Spielzeit und der Verlängerung nach einer frühen ghanaischen Führung und dem Ausgleich zu Beginn der zweiten Halbzeit noch unentschieden 1:1, versagten die Black Stars dann gegen die Stallions aus Burkina Faso im Elfmeterschießen dramatisch. Dreimal vorbeischießen muss man auch erst einmal schaffen! Und dabei hatten sie doch angeblich extra Elfmeterschießen geübt!

Ghana ist also raus aus dem Africa Cup. Das Finale lautet Nigeria gegen Burkina Faso (Bruno jubelte, denn seine Frau ist ja aus Burkina), und Ghana kann höchstens gegen Mali noch Platz 3 schaffen.

Hoffentlich ist heute nicht bei unseren fußballbegeisterten ghanaischen Freunden im übertragenen Sinne „Lights Off“!

(Marion Müller)


Eingliederung in die Gemeinde

Gegen Endes des Sonntagsgottesdienstes in der katholischen Kirche von Moree, als eigentlich nur noch der Segen fehlte, zupfte mich plötzlich mein ghanaischer Kollege John am Ärmel und meinte, er müsse draußen vor der Kirche mit mir sprechen. Ich folgte ihm – eigentlich der Meinung, dass die mich begleitenden Schülerinnen mir auf den Fersen wären. Dem war aber nicht so. Sie waren in der Kirche geblieben. Wir standen auf einer Art Empore, die rings um die Kirche läuft und einen tollen Ausblick über die Dächer und verschachtelten Straßen und Gässchen von Moree bietet, und sprachen über das Magazin, das wir hier gerade in meinem Workshop schreiben, als ich plötzlich die Stimme einer meiner Mädchen aus der Kirche hörte, wie sie auf Englisch in das Mikrofon sprach: “Hello, my name is…“ Was war in der Zwischenzeit passiert?



Nachdem Frau Müller und Mister John plötzlich das Weite gesucht hatten, haben uns in der katholischen Kirche, in der ja nur Fanti gesprochen wurde, einige Gemeindemitglieder wort- und gestenreich verständlich gemacht, dass wir nach vorne zu den Altarstufen kommen sollten. Etwas verschüchtert standen wir dann dort vorne und haben festgestellt, dass außer uns noch zwei Ghanaerinnen da waren, die etwas auf Fanti sagten. Wir haben das so interpretiert, dass alle, die zum ersten Mal in der Kirche sind, am Ende der Messe der versammelten Gemeinde vorgestellt und willkommen geheißen werden.



Eine schöne Sache eigentlich – aber wie machen wir das auf Fanti nach nur einer Woche Unterricht???



Wir haben uns schon Sorgen gemacht, als zum Glück Conny, eine Schülerin aus unserer Schule, kam und uns den Zuhörern vorgestellt hat, ehe wir dann etwas auf Englisch sagen durften. Conny hatte vorher wohl schon den Auftrag bekommen, diese Rolle zu übernehmen.



Wir mussten dann lediglich noch unsere Fanti-Namen sagen. Sofort kam dann jeweils eine Frau auf uns zu, hat den gleichen Namen gesagt und uns mit in eine jeweils andere Bank genommen, wo ebenfalls Frauen diesen Namen sagten. Hier sitzen die Menschen offenbar nach Fanti-Namen sortiert in der Kirche!



Alle haben uns in unserer neuen Bank total nett aufgenommen und eine Frau hat dann auf Englisch sogar gesagt, dass wir nun in die Gemeinde aufgenommen worden seien und nie wieder nach Deutschland zurückdürften…



(Hannah Köhler, Tanja Graef, Jasmin Engelen)

Mehr Taxifahren in Ghana

Gesetzt den Fall, man fährt mit einem Taxi über die bekannte rotstaubige Piste zum Hotel zurück und es steht genau an der Schiffswerft ein Taxi dort, dessen Fahrer weit und breit nicht zu sehen ist, das aber die ganze Straße blockiert (zumal auf beiden Seiten die zugehauenen Baumstämme liegen), hupt der Taxifahrer zunächst energisch. Ändert dies nichts an der verzwickten Lage, steigt der Taxifahrer aus, wirft Blicke durch die Gegend auf der Suche nach dem Kollegen, hupt nochmals, steigt dann in das fremde Taxi ein und lässt sich von den mäßig interessiert herangekommenen Werftarbeitern anschieben, während er selbst versucht, das Hindernis an den Straßenrand zu lenken. Wenn er dann aber feststellt, dass das Steuer blockiert ist und das Taxi nun nur noch mehr auf der Straße blockiert, versucht er erst einmal, ob nicht sein eigener Autoschlüssel in das fremde Schloss passt (leider nicht!), ruckelt dann mehrfach am Kotflügel (der aber in diesem Fall immerhin nicht abging) und ruft dann weitere Männer herbei. Mit dieser Gruppe wird das Hindernis schließlich einfach an den Straßenrand getragen. Wenn die Stoßstange dabei ihre Position etwas ändert, ist das auch nicht so schlimm, und sollten die Fahrgäste denken, die entstandene Lücke zwischen den Stämmen und dem Taxi reiche nicht aus, irren sie… Das passt schon!


(Ursula Leiters)

Montag, 4. Februar 2013

Kirchgang

Sonntag ist für viele, viele Ghanaer ganz selbstverständlich Kirchentag. Wie im vergangenen Jahr auch haben sich die ghanaischen Schüler und Schülerinnen im Deutsch-/Landeskundeunterricht extrem überrascht bis entsetzt geäußert, als sie erfuhren, dass dies in Deutschland für die Bevölkerungsmehrheit nicht mehr der Fall ist. Und vielleicht war auch dies ein Grund, warum am heutigen Sonntag zwei getrennte Gruppen von "Obruni" (= Fanti für "weiße Menschen") relativ früh losgezogen sind, um zwei ziemlich unterschiedliche Gottesdienste zu besuchen.

Eine Gruppe deutscher Schülerinnen, angeführt von Frau Leiters, folgte der Einladung unseres ghanaischen Kollegen Thompson in seine Gemeinde, Assemblies of God, wo ganz in der Nähe der Schule ein freikirchlicher Gottesdienst in englischer Sprache mit viel afrikanischem Singen und Tanzen gefeiert wurde. Die andere Gruppe hat|e mit mir zusammen bei bereits sehr warmen Temperaturen einen deutlich weiteren Fußmarsch zu bewältigen, nämlich bis zur Hauptstraße und dann durch halb Moree zur katholischen Gemeinde St. Matthew, wohin John, ein anderer ghanaischer Kollege, eingeladen hatte.
So gegen zehn Uhr sollten wir dort sein, so war uns gesagt worden, und diese Zeit haben wir – nach vierzig Minuten schweißtreibendem Anmarsch – auch geschafft. Die katholische Kirche ist kaum zu übersehen, denn sie ist die größte Kirche im Ort. Allerdings liegt sie schon ziemlich eindeutig in einem richtig armen Teil von Moree. Entsprechend klein und extrem bescheiden sind die Behausungen der Menschen, die wir passierten. Viel roter Staub auf der sich windenden, nicht gepflasterten Straße, viel Müll am Straßenrand und vor den Häusern, größtenteils offene Abwasserkanäle, dazwischen auf Schritt und Tritt viele, viele Kinder, die uns neugierig beäugten, teils auch schüchtern ansprachen, uns aber auch halfen, den kürzesten Weg zu unserem Ziel zu finden. Dieser führte über einen Hinterhof einiger sehr ärmlicher Häuschen. In einer Türöffnung, die nur durch einen Vorhang aus einer in Streifen zerschnittenen Plastikplane verdeckt wurde, hockte zwischen einigen mageren Ziegen und ausgesprochen niedlichen, in der Sonne schlafenden Katzenbabys ein freundlich lächelnder, vielleicht dreijähriger Junge in einem makellos sauberen Anzug – offenbar ebenfalls schon für den bald anstehenden Kirchgang zurechtgemacht. Ein nicht leicht in Worte zu fassender Kontrast, der mich nach wie vor sehr beschäftigt… 

Zur Kirche hinauf muss man einige Stufen erklimmen, vorbei an einer weißen Jesus-Statue. Oben dann sahen wir, dass das Geschehen schon in Gang war. Wir traten trotzdem ein und wurden sofort von den mit Schärpen gekennzeichneten Ordnern (ushers) in eine freie Bank im hinteren Kirchenteil geleitet. Dort saß - Zufall oder Absicht? - der Fanti-Lehrer John und hieß uns ebenfalls willkommen. 

Rasch merkten wir, dass wir passend zur Predigt gekommen sein mussten. Verstehen konnten wir sie zwar nicht, denn die gesamte Messe fand auf Fanti statt, aber es wurde bald deutlich, dass der mit einem gut funktionierenden Mikro ausgestattete Priester ein echtes Redetalent sein musste. Er ging umher, erzählte selbst, ließ aber auch ganz verschiedene Gemeindemitglieder zu Wort kommen, die offenbar eigene Gebete oder Gedanken einbrachten, die die Gemeinde jeweils laut mit "Amen" kommentierte. 

Ehe der Priester sich den hinteren Bankreihen, wo wir saßen, näherte, blieb ein wenig Zeit, um die Atmosphäre in der Kirche auf sich wirken zu lassen. Auf Anhieb fühlte ich mich hier wohl... geschnitzte Holzbänke in vier breiten Reihen, ein Mittelgang, eine hohe Decke mit einer kunstvoll verschachtelten Konstruktion aus dunklen Holzbalken, darüber über Kreuz gespannt zwei Leinen mit bunten Wimpeln und Fähnchen, vorne ein heller, leicht erhöhter Altarraum, kleine, offene Fenster ringsum, teilweise mit bunten Scheiben oder Folien in Adinkra-Symbolik verziert, einige handgewebte Tücher mit religiösen Motiven, Malereien in einem Fries über den Fenstern... 

Fast alle Bänke waren besetzt, und sofort fiel auf, wie festlich die Menschen sich hier für den Kirchgang kleiden. Wir hatten unser Bestes gegeben, um aus den Koffern und Schränken in der Unterkunft ein sowohl kirchen- als auch hitzegeeignetes Outfit zusammenzustellen, konnten aber dennoch nur die wunderschönen handgenähten Kleider vieler ghanaischer Frauen (oft in traditionellen Mustern und Schnitten) bewundern. Auch die Männer waren sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht, manche unter ihnen ebenfalls traditionell gewandet. Auch die vielen anwesenden Kinder (übrigens praktisch alle ausgesprochen brav und geduldig bei ihren Müttern oder älteren Geschwistern sitzend) waren besonders gut angezogen worden.

Noch während wir dabei waren, den herrlichen Luftzug zu genießen, der durch die offenen Türen das Innere der Kirche angenehm abkühlte, näherte sich der Priester mit seinem Mikro. Ich hörte irgendwo in seinem Fanti-Redeschwall das Wort "Obruni" und wusste noch ehe John mir zuraunte, wer gemeint war, dass wir nun an der Reihe waren. Sekunden später hatte ich ein Mikro vor der Nase und hörte die einzigen englischen Worte im Verlauf des Gottesdienstes: "What is love for you?" 

Hoffen wir mal, dass meine entsprechend spontan zusammengestellte Antwort auch für Ghanaer einigermaßen sinnvoll klang...

Kurz danach kam das Ende der Predigt, und nun konnten wir, auch wenn wir sprachlich nichts verstanden, der vertrauten Liturgie der katholischen Messfeier folgen. Umso deutlicher fielen natürlich bei aller Gemeinsamkeit die Unterschiede auf: Wo bei uns die Ministranten die Kollekte durchführen und sich die Gläubigen in der Regel nicht von ihren Bänken rühren, erfolgt hier in Ghana eine lebhafte Prozession nach vorne zum Altar unter Singen, Klatschen, rhythmischem Schunkeln, alles begleitet von einem sehr guten Chor auf einer Empore über uns, der lediglich von Trommeln und Klanghölzern untermalt traditionelle afrikanische Lieder sang, bei denen auch wir Obruni unmöglich ganz ruhig sitzen bleiben konnten. Nur wer etwas zur Kollekte beiträgt, geht mit nach vorne, hatte John mir zugeraunt. Es blieb praktisch niemand in der Bank sitzen - wenn man bedenkt, wie ärmlich die Gegend um die Kirche auf uns wirkte, ist dies umso bemerkenswerter!

Dann die Gabenbereitung: Ministranten tragen hier, so fiel uns auf, weiße Handschuhe. Sie hielten in einem kunstvoll einstudierten komplizierten Rechter-Winkel-Griff Kerzen, die aber nicht brannten. Vielleicht um zu sparen? Weihrauch jedenfalls gibt es auch hier... Und als Teil der Gabenbereitung gingen außer den Messdienern auch Menschen nach vorne, die der Kirche etwas schenken wollten. Umschläge (vermutlich mit Geld) trugen einige unter ihnen in der Hand, uns aber fiel vor allem ein Tablett mit zwei großen Wasserflaschen und zwei Dosen des hier extrem beliebten Malzbieres Malta auf. 

Auch dass die uns vertrauten Gebete beim Glaubensbekenntnis, beim Vaterunser und bei der Wandlung eine ganz ähnliche Sprechmelodie haben wie im Deutschen, konnten wir gut hören. Wir beteten eben im Kopf in unserer eigenen Sprache mit.

Definitiv anders ist der hier scheinbar sehr beliebte Brauch, während des zweiten Teils der Messfeier immer wieder bestimmte Passagen der Gebete durch das Schwenken von weißen Tüchern über dem Kopf zu unterstreichen. Der Priester machte es vor und viele Gemeindemitglieder zückten ebenfalls weiße Tücher. Als jemand, der in einer sehr berührungsfeindlichen Gemeinde aufgewachsen ist, wo zum Friedensgruß praktisch nie Hände geschüttelt wurden, war ich froh, hier in Moree das komplette Gegenteil zu erleben. Man wusste kaum, welche Hand man zuerst ergreifen sollte, so rasch wurden sie einem entgegengestreckt. "Peace be with you" habe ich zahlreiche Male gemurmelt, auch wenn ich nicht wusste, ob mein jeweiliges Gegenüber Englisch spricht. Der Herzlichkeit tat dies keinen Abbruch. Auch einige Schülerinnen und Schüler, die ich aus der Schule kenne, sind quer durch die Kirche extra zu uns gelaufen. Ganz zuletzt kam eine sichtbar bereits sehr alte, ziemlich zahnlose Frau in einem traditionellen Gewand auf mich zu. Wir reichten uns die Hände, und sie strahlte mich breit an. "You are welcome here!" Es war wirklich nicht schwer zu, genau das zu fühlen!

Zur Kommunion wurden die einzelnen Bankreihen wiederum durch die Ordner freigegeben, und vorne in der Schlange angekommen sahen wir, dass hier in Ghana ähnlich wie ich es in Polen erlebt habe, offenbar der Empfang der Kommunion über den Mund ohne die Hostie mit der Hand zu berühren üblich ist. Im Vergleich zur deutschen Messe gingen übrigens relativ wenige Gemeindemitglieder zur Kommunion, und auch das Kreuzzeichen nach dem Empfangen der Hostie scheint hier eher unüblich zu sein. 

Die Messfeier endete wiederum mit lebhaftem Gesang, Trommeln, Klatschen und – natürlich nicht zu vergessen – mit der Vorstellung aller Menschen, die zum ersten Mal in der Kirche waren, damit die Gemeinde sie begrüßen konnte. Dazu gehörten auch wir – aber die Schülerinnen wollen selbst einen Text über dieses Erlebnis schreiben, dem ich nicht vorgreifen möchte. 

Katholische Sonntagsmesse in Ghana – irgendwie ähnlich wie in Deutschland, aber dann doch auch wieder vollkommen anders und auf jeden Fall eine Erfahrung, die lange in Erinnerung bleiben wird!

(Marion Müller)

Hängebrücken im Regenwald

Am Samstag, den 2. Februar 2013, sind wir mit vielen Ghanaerinnen und Ghanaern von unserer Schule mit dem Bus in einen Nationalpark gefahren, der im Regenwald liegt. Die Busfahrt war mit lauter beharrlich singenden und klatschenden Ghanaern bereits sehr amüsant. 

Nachdem wir am Kakum National Park angekommen waren, mussten wir zunächst etliche „Treppen“ durch den Wald hinaufsteigen. Diese Steinstufen waren allerdings ziemlich steil und holprig. Ich habe ernsthaft gedacht, das wäre die einzige Aktivität, die wir dort machen würden! Dem war aber zum Glück nicht so: Als wir nämlich oben angekommen waren, warteten dort acht vierzig Meter über dem Boden gespannte, ziemlich schmale und wackelige Hängebrücken auf uns! Der Ausblick war wirklich Wahnsinn. Ich hätte am liebsten die ganze Zeit Fotos gemacht, aber immer wenn ich stehen geblieben bin, wurde mir von der anderen Seite fröhlich zugerufen: „Walk, walk fast!“ – Warum auch immer… 

Angst hatte ich keine. Es war einfach nur ein cooles Gefühl, so hoch oben in der Luft irgendwo im Regenwald zu laufen! So etwas erlebt man schließlich so schnell nicht wieder. Als ich es dann über alle acht Brücken geschafft hatte, wurde ich von ein paar Ghanaern richtig bejubelt, was ich sehr nett, aber auch irgendwie witzig fand.

Nach diesem kleinen Abenteuer ging es wieder hinab, die steilen Treppenstufen hinunter und hinaus aus dem Regenwald. Es war für mich eine der coolsten Aktivitäten, die ich je gemacht habe. Und ich würde es gerne wiederholen, um es noch mehr genießen zu können.

(Lena Michalowski)    

Taxifahren in Ghana

Taxifahren in Moree, bzw. in vermutlich in Ghana allgemein, ist eine Sache für sich.

Statt wie in Deutschland Taxis per Telefon rufen und für die Anfahrt auch noch zahlen zu müssen, gibt es hier wirklich Taxis wie Sand am Meer. Man bleibt einfach am Straßenrand stehen, wartet vielleicht dreißig Sekunden, und – ZACK! – kommt normalerweise auch schon ein Taxi um die Ecke.

Hohe Ansprüche an Komfort sollte man in einem solchen Taxi natürlich nicht haben, sonst würde man wahrscheinlich ewig auf einen geeigneten Wagen warten. Das erste Taxi, mit dem ich in Ghana gefahren bin, hatte auf der einen Seite keine so wirklich funktionstüchtige Tür mehr, und nach Teilen der Karosserie suchte man auch vergebens, aber es fuhr. Denn trotzdem ist Taxifahren in Ghana tausendmal cooler als in Deutschland. Es ist immer anders und immer ein kleines Abenteuer, aber man kommt auch immer sicher am richtigen Ziel an, wenn auch vielleicht gelegentlich mit kleinen Hindernissen.

Zudem kann man auch viel mit den Taxifahrern handeln. So sind Mädels von uns schon für umgerechnet drei Euro nach Cape Coast, eine ca. fünfzehn Minuten entfernt liegende Stadt, gekommen. Wer das Taxifahren hier nicht einmal selbst erlebt hat, der hat definitiv etwas verpasst!

(Fiona Kahlstorf)