Der Tag startete mit Rebeccas Geburtstag und der Überraschung, die wir für sie geplant hatten und die daraus bestand, sie beim Frühstück mit aufgehängten Luftballons und Lauftschlangen, bunten Hütchen, Tröten und zwei kleinen Torten zu erwarten Nach dem Frühstück fuhren wir mit einem für ghanaische Verhältnisse relativ luxuriösen, aber dennoch recht klapprigen Reisebus los. Aus den vorausgesagten drei Stunden Fahrt wurden am Ende doch fast sechs. Diese verbrachten einige von uns damit zu schlafen, andere zu essen, trinken, quatschen und die Umgebung zu begutachten und zu fotografieren.
Als wir nun endlich am Hotel angekommen waren, erwarteten uns unvorbereitete Zimmer, was, wie ich später erfuhr, daran lag, dass unsere Buchung vergessen wurde. Deshalb konnten wir unsere Zimmer vorerst nicht beziehen und machten uns also gleich weiter mit unserem Reisebus auf den Weg zum Museum. In diesem wurden wir herumgeführt und uns wurde etwas über die militärische Vergangenheit Ghanas erzählt. Dabei wurde uns zunächst ein alter, kellerartiger Raum gezeigt, in den früher Menschen zum Sterben eingesperrt wurden. Außerdem sahen wir viele Bilder von ehemaligen Offizieren und Königen und verschiedene ausgestellte Waffen. Dennoch empfanden wir das Museum als nicht ganz so interessant und hilfreich - unter anderem, da wir das meiste unseres neu gewonnenen Wissens von Herrn Nürnberger bekamen, welcher gut über das Thema informiert war, anstatt von unserem Guide.
Nach dem Museumsbesuch liefen wir, geführt von unserem ghanaischen Begleiter Lucky und einem weiteren Ghanaer aus der Gegend, zum Markt.
Meine Erwartungen von diesem waren zwar, von vielen Verkäufern angesprochen zu werden, wie es bereits vorher der Fall war, wurden jedoch definitiv überstiegen:
Meiner Wahrnehmung nach war es zunächst hauptsächlich voll, voller Menschen, welche sich in schnellem Tempo aneinander vorbeidrängten. Für mich persönlich war es irgendwie unangenehm. Die vielen Menschen und vor allem, dass wir von so vielen Ghanaern angestarrt, berührt und angesprochen wurden und gefühlt jeder zweite "Obrani!" nach uns rief. Manche Verkäufer liefen uns sogar hinterher und eine Verkäuferin packte mich so plötzlich am Arm, dass ich mich erschreckte. Es kam mir vor, als wäre es etwas sehr Besonderes für die Ghanaer, weiße Menschen hier zu sehen, weshalb sie so reagierten.
So gingen wir also, etwas eingeschüchtert von all den Eindrücken, angestarrt und uns an fremden Menschen vorbeidrängelnd, an auf dem Boden sitzenden Verkäufern und deren Waren vorbei. Diese Waren bestanden aus Dingen wie Stoffen, Seife, Gewürzen, Sonnenbrillen und Uhren, aber teilweise auch ganzen Schweinebeinen und ganzen, noch mit Augen bestückten, auf dem Boden gestapelten Fischen. Schockierend empfanden wir auch die Begegnung mit einem halbtoten Truthahn, welcher sich kaum noch bewegte und auf dem Boden lag, bevor auch noch eine Frau auf ihn trat. Aufgrund der Fische und der Tatsache, dass hier Menschenmassen bei 30 Grad schwitzten, war der Geruch zudem entsprechend streng.
Um nicht nur Schlechtes von dem Marktbesuch zu berichten - da die Erfahrung dies wirklich nicht nur war - möchte ich hinzufügen, dass es definitiv sehr interessant und einen Besuch wert war. Ich habe unter anderem dort die Erfahrung gemacht, dass die Wahrnehmung von Dingen sehr von der eigenen Einstellung abhängt. Nachdem ich eine Weile recht genervt und überfordert über den Markt gehetzt war, versuchte ich, das Erlebnis so positiv wie möglich zu sehen und möglichst viel daraus für mich mitzunehmen.
Dies gelang mir auf diese Wesie auch deutlich bessser, ich begann, den Ausflug mehr zu genießen, und kaufte auch einige Dinge.
Anschließend an den Marktbesuch gingen wir als Gruppe in ein ghanaisches Restaurant, welches sich - wie so gut wie alles hier - von unseren deutschen Normen unterschied. Während sich andere bereits Sorgen darüber machten, ob uns überhaupt etwas Essbares serviert würde, hatte ich entschieden, dem Essen eine Chance zu geben und zumindest alles zu probieren. Was ich auch tat. Alle Gerichte waren definitiv essbar, nur teilweise deutlich schärfer als unser deutsches Essen, was wir aus der Schule hier in Ghana jedoch auch schon gewöhnt waren. Gut fand ich die gebratenen Bananen und Yamswurzeln, aber das leckerste war, wie auch im Hotel in Accra, Fried Rice, welcher diesmal mit Fleisch und Nudelsalat serviert wurde.
Noch immer ungewohnt war auch hier, obwohl viele von uns dies bereits in der Schule getan hatten, dass wir teilweise mit den Händen aßen. Vor allem mussten wir darauf achten, nur mit der rechten Hand zu essen, um nicht unhöflich zu wirken. Dies wurde uns bereits am ersten Schultag von ghanaischen Mitschülern erklärt. Die Erfahrung, in einem ghanaischen Restaurant zu essen, hat sich also insofern gelohnt, als dass wir die andere Kultur und deren Essen noch besser kennengelernt haben.
Nach dem Restaurantbesuch fuhren wir nun endlich zu unserem Hotel. Zunächst wirkte alles auf den ersten Blick recht hübsch. Als wir jedoch unsere Zimmer bezogen, fiel zumindest in einigen Zimmern das relativ kleine, für zwei Personen gedachte Bett mit nur einem Kissen auf. Zudem waren wir in gewisser Weise verschreckt von der recht altmodischen Erscheinung des Hotels und Dingen wie schräg hängenden Bildern, kaputten Glühbirnen im Badezimer, Vorhängen vor Wänden und der Tatsache, dass die Wand unseres Zimmers ca. 30 cm vor der Decke aufhörte. All diese Faktoren und vermutlich auch die Tatsache, dass wir uns ziemlich reinsteigerten in unsere Panik, verleitete uns schließlich dazu, zu viert in einem Zweierzimmer zu schlafen. Das machte die Nacht doch noch irgendwie lustig und am nächsten Morgen hatten wir schon deutlich weniger Angst. Am Abend lag diese vermutlich unter anderem daran, dass wir erst so spät am Hotel ankamen und es dementsprechend dunkel war. Diese unheimliche Erfahrung brachte uns zumindest dazu, uns auf unser Hotel in Accra zu freuen und dieses mehr zu schätzen zu wissen.
Generell habe ich an diesem Tag viele neue Eindrücke gewonnen und viel Schockierendes und Ungewohntes gesehen, so dass sich meine Ansprüche und das, was ich für selbstverständlich ansehe, noch etwas mehr verschoben haben.
Alicia Düren
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