Fünfeinhalb Stunden Busfahrt nach Kumasi und das gleiche
wieder zurück: Dabei kann man nicht nur neue Eindrücke zur Fauna gewinnen, wenn
z.B. tote Tiere am Schwanz herumgeschwenkt werden, um zum Kauf anzuregen (s. Blogeintrag
Bushmeat), sondern es gibt sehr viele Möglichkeiten zu weiteren Beobachtungen:
Man sieht um Ansiedlungen herum große Werbeplakate für Nahrungsmittel,
Banken, Autos, Modelabels usw., aber auch für Schulen, Dünger und Insektizide
für Kakao, Propheten und Apostel, sogar „Angel“, Todesanzeigen mit Fotos der
Verstorbenen, und ab und zu ein Bild eines Königs der Ashanti. Um als Model zu
arbeiten, braucht man mindestens bronzefarbene Haut, oft auch glatte Haare,
also benutzen viele aufhellende Cremes.
Die Vegetation ist sehr üppig, Bananen, Kakao, Ölpalmen,
Kaffee, eine Rübensorte, Reisfelder, viele Bäume und Palmen, nie große Plantagen,
sondern oft eine gemischte Bepflanzung.
Manchmal läuft jemand in Gummistiefeln (bei über 33 C) am
Straßenrand, mit einer Handspritze auf dem Rücken, oder mit einer Machete, die
man locker auf die Schulter legt.
Obst- und Gemüsestände, sogar mitten in scheinbar
unbewohntem Gebiet: Die Waren werden liebevoll angeordnet, oft symmetrisch in
kleinen Pyramiden: Yams stehen in regemäßigen Abständen hoch, Einmal sind sogar
jeweils drei Orangen zu kleinen Türmchen drapiert.
Eine Kuhherde, und der alte Hirte drängt sich an eine kleine
Palme, um zumindest etwas Schatten zu bekommen.
Weit und breit keine Ansiedlung, und trotzdem Fußgänger,
teilweise auch in den traditionellen bunten Mustern und Gewändern. Wohin sie
wohl gehen?
Eine Beerdigung: Der Sarg wird einen kleinen Hügel
hinaufgetragen, dann in den Wald, und die rot-schwarz gekleidete Trauergemeinde
folgt.
Unter einer Bedachung werden Särge verkauft. Neben konventionellen
Modellen (teilweise aber mit Vollverspiegelung), die angeboten werden, kann man
sich auch dazu entscheiden, die letzte Reise in einem außenbordmotorförmigen
Sarg anzutreten oder in einem, der mit seinen drei Köpfen und der Gestalt eines
Hundes an den sagenhaften Zerberus erinnert – je nach Beruf oder Vorliebe des
Verstorbenen.
Ein Markt mit buntem Gedrängel, wieder diese liebevolle Präsentation,
auch von Turnschuhen, T-Shirts, Lebensmitteln, und dazwischen die Händler, die
an uns in den Wagen alles Lebensnotwendige verkaufen, z.B. Getränke,
Telefonkarten, Handtücher, Toilettenpapier, Yams, Frozen Yoghurt, Plantainchips,
Flaggen, Kaugummi, Valentinstagsschokolade, Pasteten, Brot…
Aus verschiedenen – sehr leistungsstarken – Lautsprechern
dröhnt nicht nur Musik, sondern manchmal auch die Stimme eines Predigers, der
sich offenbar berufen fühlt, möglichst laut in die Gegend zu schreien.
Menschen liegen in der Mittagshitze auf Bänken oder auf dem
Boden in ihren Geschäften und schlafen.
In Kumasi kommen wir offenbar an der Einkaufsmeile für
Autozubehör, Motoren, Traktoren, Reifen etc. vorbei. Auch hier wird liebevoll
gestapelt. Die schwarze Färbung des Bodens erscheint uns weniger vertrauenswürdig.
Hier könnte der Busfahrer den Außenspiegel ersetzen, den er gerade abgefahren
hat.
Am Straßenrand liegen ab und zu LKW-Wracks, die inzwischen
malerisch von Pflanzen überwuchert werden. Andere stehen am Straßenrand und
bekommen eine Operation am offenen Motor oder neue Räder. Ein Bus voller Weißer
erregt schon die Aufmerksamkeit: Manchmal winken Kinder, oder die Leute aus dem
Trotro blicken während des Staus neugierig herüber, oder eine Hand kommt durchs
Fenster und berührt einmal schnell die weiße Haut.
Das Hauptverkehrsprinzip: Man fährt einfach los und stellt sich
erst einmal mitten auf die Straße. Irgendwie geht’s dann schon weiter, wenn die
Kreuzung nicht total blockiert ist. Kumasi ist inzwischen die größte Stadt von Ghana
und hat definitiv auch ein Verkehrsproblem wie Accra.
Und unterwegs dann ständig Erhebungen im Asphalt zur
Verkehrsberuhigung, die für den Rücken eine echte Herausforderung darstellen,
oder mehrfach Police Barriers. Wenn man angehalten wird und irgendetwas am
Fahrzeug nicht in Ordnung ist, muss man wohl einen ganz persönlichen Obolus
leisten, um den Polizisten vom Gegenteil zu überzeugen. Die Fahrer kennen
offenbar die üblichen Tarife.
U.L. und J.N.
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