“Die deutschen Mädchen essen nicht
genug!”, sagte die alte Dame auf
Englisch und legte mit Nachdruck und einem Lächeln ein Paket mit original
österreichischem Grieß auf den Tisch.
Wie sich herausstellte, waren die Essgewohnheiten
der deutschen Schülerinnen ein Gesprächsthema in der Nachbarschaft. “Ich habe
noch mehr Pakete von meinem Bruder in Österreich, die kann ich vorbeibringen,
damit die Mädchen in der Schule etwas zu essen bekommen.” Es war nicht das
erste Mal, dass uns die Hilfsbereitschaft der Menschen hier beeindruckte.
Nachdem wir ihr erklärt hatten, dass den Mädchen das Essen sehr gut schmecke,
nur die Zubereitung in der Schule ein Problem sei, die Mädchen aber im Hotel
ausreichend zu Essen bekämen, ging sie beruhigt nach Hause.
In den folgenden Tagen besuchte sie uns
regelmäßig, nahm an den Deutschstunden teil, wo sie alles sorgfältig notierte,
und schaute sich auch interessiert die Arbeit in den Arbeitsgruppen an. Konnte
sie einmal nicht teilnehmen, entschuldigte sie sich am Tag vorher! Im Laufe der
Zeit erfuhren wir, dass sie 22 Geschwister hat, die alle in Österreich leben.
Ein Bruder ist Taxifahrer in Wien (der mit dem Grieß) und eine Schwester fährt
Taxi in Salzburg. Beide kommen sie ab und an in Ghana besuchen, haben aber
Probleme mit dem Klima und dem Essen (sie gab uns Tipps zu Medikamenten).
Inzwischen begrüßt sie uns auf Deutsch mit “Guten Morgen!” und macht dazu einen
niedlichen Knicks. Als heute die ghanaischen Schüler/innen die deutschen im Hotel
besuchten, ging sie selbstverständlich mit.
Wir werden unsere begabte Seniorenstudentin
vermissen!
J.N.
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