Mittwoch, 12. Februar 2020

Kopfbedeckungen


Auf dem Markt in Kumasi wird man von der Vielzahl der Eindrücke tatsächlich überwältigt: Es ist voll, es ist laut, es ist eng, es ist heiß, viele Produkte werden auf dem Boden in Schüsseln präsentiert, über die man nicht stolpern will, und wenn dann im Gedrängel noch ein Warnruf hinter einem ertönt, ist das das Signal dafür, schnell einem der Handkarren den Weg zu räumen, bevor die Füße unter die großen Gummiräder geraten. Darüber hinaus gibt es die verschiedensten Gerüche: von Gewürzen über geräucherten Fisch bis hin zu Unangenehmerem…
Inmitten von all dem fiel mir plötzlich die schwarze, dicke, oben spitz zulaufende und über die Ohren reichende Filzkappe ins Auge, die eine Marktfrau noch über einem Kopftuch trug. Mein erster Gedanke: Was für eine Kopfbedeckung bei solcher Hitze!
So bin ich darauf gekommen, mehr auf die Köpfe all der Menschen zu schauen. Die meisten sitzen den ganzen Tag in der Sonne und schützen sich auf vielfältigste Weise: Muslimische Schleier, turbanartige Kreationen, oft auch in den bunten afrikanischen Drucken, Kopftücher, dicke, wattierte Stoffhüte, deren breite Krempe gern vorne ganz nach oben umgeknickt wird, Schirmmützen ohne Kopfteil oder gar ausladende Hüte aus dickem Stroh oder Bast, die sogar den Schultern und dem ganzen Oberkörper Schatten schenken. Die äußergewöhnlichste Kopfbedeckung war aber tatsächlich die Filzkappe.

U.L.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Wozu Weiße gut sind...


Ich will ja keine falschen Vermutungen anstellen, aber als Kenneth meinen Kollegen und mich bat, mit nach Winneba zu kommen, um dort die Verabredungen für die Interviews zu treffen, lag der Verdacht nahe: Natürlich waren wir viel zu spät dran – Wer steht schon bei einer Anfrage am nächsten Tag direkt zur Verfügung? - , außerdem hatte er noch keine offiziellen Anschreiben dabei, um nach den Interviews zu fragen. Einige wollten sogar einen Ausdruck der Fragen im Vorfeld erhalten.
Da macht es sich gut, wenn man mit Weißen kommt, das internationale Austauschprogramm vorstellt, von “our Whites here” erzählt… Also den ganzen Vormittag raus aus dem Auto, rein in ein Büro, einmal kurz unser Anliegen darstellen, abwarten, was die sagen, danken, raus aus dem Büro, wieder rein ins Auto, nächste Anlaufstelle das gleiche… Irgendwie konnten wir uns des Eindrucks nicht erwehren, als “Türöffner” mitgenommen worden zu sein. Und zumindest mehrere Male hat das auch funktioniert.

U.L.

Wasser


Die meisten Haushalte hier haben keine direkte Wasserleitung. Einige haben große Wassertonnen, die mit Tankwagen befüllt werden und oft sogar auf einer erhöhten Plattform stehen, damit es im Haus Wasserdruck gibt. So auch bei uns im Hotel, und wir merken deutlich, wenn der Wasserspiegel in der Tonne sinkt.
Viele Ghanaer müssen sich aber auch noch das Wasser in Kanistern oder großen Bottichen an öffentlichen Wasserhähnen holen. Dort trifft man sich offenbar durchaus auch zum Wäschewaschen. Oft befindet sich das Ende der Leitung in Höhe von ca. 2,30, so dass die Ghanaerinnen den Plastikbottich gar nicht vom Kopf nehmen müssen, sondern sich direkt darunterstellen und das Wasser dort oben einlaufen lassen. Und dann geht es ab nach Hause.
Was für ein Gewicht auf dem Kopf!

U.L.

Sonntag, 2. Februar 2020

Kuriose Begegnungen in der Shopping Mall


Bereits in Gomoa Fetteh haben wir gemerkt, dass wir für die Menschen hier eine kleine Attraktion sind. Die Kinder haben uns zugewunken, die Frauen haben uns angelächelt und einige Männer haben uns zugezwinkert. Entgegen unserer Erwartung hat sich dieses Verhalten auch in der Stadt nicht geändert. An unserem ersten Samstag in der West Hill Shopping Mall haben wir schnell gemerkt, dass nicht nur Supermärkte bei Ghanaern ein beliebtes Fotomotiv sind, sondern auch wir. Bei der Suche nach kühlem, wohlschmeckendem Flaschenwasser haben wir eine Familie überrascht, die vor dem Kühlregal posierte. Als die Familie uns gesehen hatte, kamen wir kurzerhand mit aufs Foto und das Fotoshooting begann. Der Vater hatte Leonie sogar sein Baby in die Hand gedrückt. Wir hoffen, dass die Fotos nun eingerahmt im Wohnzimmer hängen. 
Nachdem wir uns verabschiedet haben, wollten wir uns ein Eis kaufen. Als wir zur Kasse gehen wollten, hat uns plötzlich ein Mann zu sich gewunken. Er hat angefangen, sich mit uns zu unterhalten und hat dann, als wir mit dem Bezahlen dran waren, Leonie trotz großen Protestes ihr Eis ausgegeben. Danach hat er sich erstmal richtig vorgestellt und gesagt, dass er "Eugene" heiße und unser Freund sein möchte. Nachdem wir keinen weiteren Freund brauchten, hat er zwar noch versucht, unsere Nummer zu bekommen, sich dann aber mit der Ausrede abgefunden, dass wir keine Handys haben.
So kam es, dass wir die West Hill Mal zwar ohne einen neuen Freund, dafür aber mit spannenden Erlebnissen verließen.

S.K. und L.S.

Kirchbesuch



6:00 Uhr ist eine ziemlich "unchristliche" Zeit, um zur Kirche aufzubrechen, dennoch nahmen einige von uns diese Strapaze auf sich, um zu erleben, wie katholischer Gottesdienst in Ghana gefeiert wird. 
Die nächste Herausforderung war es, die Kirche zu finden, von außen wies wenig auf die Nutzung hin. Innen war die Kirche sehr spartanisch - immerhin ein Bild des Papstes hing neben dem Eingang. Sonst unverputzte Steinwände, keine Fenster, ca. 40 Plastikstühle, ein Altar mit Decke, Trommeln und ein einfaches Holzkreuz.
Nun saßen wir also um 6.20 Uhr alleine in der Kirche und warteten (auf einem Plakat der Gemeinde war 6.30 Uhr als Beginn der Messe angegeben).  
Die Kirche aber blieb leer! Nach zwanzig Minuten gaben wir auf und gingen- der Versuchung, einen Wortgottesdienst zu improvisieren, widerstand ich. 
Halten wir fest: Wir hatten wirklich den Vorsatz, den Gottesdienst zu besuchen!

J.N. 

Wen nimmt man da?

Auf der Rückfahrt von Cape Coast musste ich noch Obst für den Workshop kaufen - wir werden Marmelade herstellen. Als hat der Bus am Straßenrand angehalten: Selbst außerhalb der Ortschaften sind immer wieder an den großen Landstraßen Stände mit Obst oder auch Kokosnüssen. Eine Besonderheit hier in Ghana ist, dass das Obst sehr liebevoll in kleinen, pyramidenartigen Stapeln präsentiert wird.
Kaum waren Kenneth (der Lehrer, der den Austausch von Seiten des Hope College organisiert) und ich ausgestiegen, waren wir von mindestens 10 Verkäuferinnen umringt, die alle gleichzeitig auf mich einsprachen, ihre Orangen vor mein Gesicht hielten und wollten, dass ich nur bei ihnen kaufe. Dann wurden auch noch Preise und besondere Qualtitätsmerkmale gerufen. Und da soll der ungeübte Europäer den Überblick behalten...

U.L.

Samstag, 1. Februar 2020

Ausflug in den Regenwald

Heute haben wir einen Ausflug nach Cape Coast gemacht. Wir sind aufgrund des vielen Verkehrs knapp zwei Stunden zu unserem Ziel gefahren. Unterwegs haben wir eine Beerdigung gesehen. Auf Beerdigungen tragen die Ghanaer hier immer die Farben Rot und Schwarz.
In Cape Coast angekommen haben wir das “Cape Coast Castle” besichtigt und an einer sehr interessanten Führung teilgenommen. Wir haben uns die Verliese der Sklaven angeschaut, in denen die Sklaven mit 200 Personen auf engstem Raum leben mussten und dies mindestens für 2 Wochen und höchstens für 3 Monate. Außerdem lebten die Sklaven in ihren eigenen Exkrementen. Der Mann erzählte auch, dass die Verliese der Sklaven bei Regen überschwemmt wurden und die wenigsten der Sklaven schwimmen konnten. Neben Kraftverlust und Hunger kamen also auch viele der Sklaven bei möglichen Überschwemmungen ums Leben.
Nachdem wir uns dann die verschiedenen Räumlichkeiten angesehen hatten, unter anderem das Schlafzimmer des Gouverneurs, hatten wir eine Stunde frei zur Verfügung. Diese Zeit haben wir genutzt, um zum nahe liegenden Supermarkt zu laufen. Dort haben wir uns mit dem Wichtigsten ausgestattet. Viele von uns haben sich auch ghanaische Stoffe gekauft, um sich von Lucky Kleidung schneidern zu lassen.

Nach unserer Freizeit fuhren wir mit dem Bus weiter zum Kakum National Park, dem Regenwald. Unsere Lehrer erzählten uns von Hängebrücken in dem Regenwald, welche wir überqueren würden.
Als wir dort angekommen sind haben wir uns erstmal mit Mückenspray eingesprüht, man weiß ja nie...
Als unsere Führung dann losging, sind wir mit Herrn Nürnberger im Schlepptau auf Erkundungstour gegangen. Wir waren gespannt, was alles auf uns warten würde, denn wir rechneten mit Affen, Schlangen und großen Insekten. Die Regenwaldbewohner, welche wir tatsächlich gesehen haben waren schlussendlich ein paar große Ameisen und orangene Schmetterlinge.
An der uns versprochenen Hängebrücke angelangt, nahmen wir all unseren Mut zusammen und bestiegen die wackeligen und in schwindelerregender Höhe schwankenden Hängebrücken.
Wir sind Gott sei Dank alle heil auf der anderen Seite angekommen und haben eine tolle Aussicht genossen.
Nachdem wir die Hängebrücken hinter uns gelassen hatten, war die Führung zu Ende und wir gingen zurück zu Frau Leiters und Bruno.

Mittlerweile sind wir auf dem Weg zurück zu unserem Hotel und freuen uns schon auf das Abendessen, denn wir sind alle erschöpft von dem langen Tag, an welchem wir wieder viele tolle Eindrücke gesammelt haben. :)


V.B. & C.M.