Mittwoch, 20. Februar 2019

Auf der Strecke


Fünfeinhalb Stunden Busfahrt nach Kumasi und das gleiche wieder zurück: Dabei kann man nicht nur neue Eindrücke zur Fauna gewinnen, wenn z.B. tote Tiere am Schwanz herumgeschwenkt werden,  um zum Kauf anzuregen (s. Blogeintrag Bushmeat), sondern es gibt sehr viele Möglichkeiten zu weiteren Beobachtungen:



Man sieht um Ansiedlungen herum große Werbeplakate für Nahrungsmittel, Banken, Autos, Modelabels usw., aber auch für Schulen, Dünger und Insektizide für Kakao, Propheten und Apostel, sogar „Angel“, Todesanzeigen mit Fotos der Verstorbenen, und ab und zu ein Bild eines Königs der Ashanti. Um als Model zu arbeiten, braucht man mindestens bronzefarbene Haut, oft auch glatte Haare, also benutzen viele aufhellende Cremes.

Die Vegetation ist sehr üppig, Bananen, Kakao, Ölpalmen, Kaffee, eine Rübensorte, Reisfelder, viele Bäume und Palmen, nie große Plantagen, sondern oft eine gemischte Bepflanzung.

Manchmal läuft jemand in Gummistiefeln (bei über 33 C) am Straßenrand, mit einer Handspritze auf dem Rücken, oder mit einer Machete, die man locker auf die Schulter legt.

Obst- und Gemüsestände, sogar mitten in scheinbar unbewohntem Gebiet: Die Waren werden liebevoll angeordnet, oft symmetrisch in kleinen Pyramiden: Yams stehen in regemäßigen Abständen hoch, Einmal sind sogar jeweils drei Orangen zu kleinen Türmchen drapiert.

Eine Kuhherde, und der alte Hirte drängt sich an eine kleine Palme, um zumindest etwas Schatten zu bekommen.

Weit und breit keine Ansiedlung, und trotzdem Fußgänger, teilweise auch in den traditionellen bunten Mustern und Gewändern. Wohin sie wohl gehen?

Eine Beerdigung: Der Sarg wird einen kleinen Hügel hinaufgetragen, dann in den Wald, und die rot-schwarz gekleidete Trauergemeinde folgt.

Unter einer Bedachung werden Särge verkauft. Neben konventionellen Modellen (teilweise aber mit Vollverspiegelung), die angeboten werden, kann man sich auch dazu entscheiden, die letzte Reise in einem außenbordmotorförmigen Sarg anzutreten oder in einem, der mit seinen drei Köpfen und der Gestalt eines Hundes an den sagenhaften Zerberus erinnert – je nach Beruf oder Vorliebe des Verstorbenen.

Ein Markt mit buntem Gedrängel, wieder diese liebevolle Präsentation, auch von Turnschuhen, T-Shirts, Lebensmitteln, und dazwischen die Händler, die an uns in den Wagen alles Lebensnotwendige verkaufen, z.B. Getränke, Telefonkarten, Handtücher, Toilettenpapier, Yams, Frozen Yoghurt, Plantainchips, Flaggen, Kaugummi, Valentinstagsschokolade, Pasteten, Brot…

Aus verschiedenen – sehr leistungsstarken – Lautsprechern dröhnt nicht nur Musik, sondern manchmal auch die Stimme eines Predigers, der sich offenbar berufen fühlt, möglichst laut in die Gegend zu schreien.

Menschen liegen in der Mittagshitze auf Bänken oder auf dem Boden in ihren Geschäften und schlafen.

In Kumasi kommen wir offenbar an der Einkaufsmeile für Autozubehör, Motoren, Traktoren, Reifen etc. vorbei. Auch hier wird liebevoll gestapelt. Die schwarze Färbung des Bodens erscheint uns weniger vertrauenswürdig. Hier könnte der Busfahrer den Außenspiegel ersetzen, den er gerade abgefahren hat.

Am Straßenrand liegen ab und zu LKW-Wracks, die inzwischen malerisch von Pflanzen überwuchert werden. Andere stehen am Straßenrand und bekommen eine Operation am offenen Motor oder neue Räder. Ein Bus voller Weißer erregt schon die Aufmerksamkeit: Manchmal winken Kinder, oder die Leute aus dem Trotro blicken während des Staus neugierig herüber, oder eine Hand kommt durchs Fenster und berührt einmal schnell die weiße Haut.

Das Hauptverkehrsprinzip: Man fährt einfach los und stellt sich erst einmal mitten auf die Straße. Irgendwie geht’s dann schon weiter, wenn die Kreuzung nicht total blockiert ist. Kumasi ist inzwischen die größte Stadt von Ghana und hat definitiv auch ein Verkehrsproblem wie Accra.

Und unterwegs dann ständig Erhebungen im Asphalt zur Verkehrsberuhigung, die für den Rücken eine echte Herausforderung darstellen, oder mehrfach Police Barriers. Wenn man angehalten wird und irgendetwas am Fahrzeug nicht in Ordnung ist, muss man wohl einen ganz persönlichen Obolus leisten, um den Polizisten vom Gegenteil zu überzeugen. Die Fahrer kennen offenbar die üblichen Tarife.

U.L. und J.N.

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