Mittwoch, 29. Januar 2014

Die Minuten werden gezählt



Der Countdown hatte bei 150 Tagen angefangen, heute sind es nur noch 2 Tage… 2 Tage bis zu unserem Sozialpraktikum in Ghana.
Unsere Köpfe arbeiten auf Hochtouren und die Koffer sind noch nicht gepackt: Hab ich was vergessen? Muss ich noch etwas waschen? Was ist wichtig? Brauch ich das wirklich? Hab ich das schon eingepackt? Was haben die anderen? Und vor allem war es die richtige Entscheidung ein 3 wöchiges Praktikum in einem Entwicklungsland am anderen Ende der Welt zu machen ohne mit Sicherheit zu wissen was auf einen zukommen wird? 
Trotz alledem ist die Vorfreude größer als die Angst. Statt im Unterricht zuzuhören, sind wir mit unseren Gedanken schon in Ghana. Egal wer uns von unserer Ghana- Gruppe über den Weg läuft, so ist unser Praktikum Gesprächsthema Nummer 1 und das zieht sich manchmal sogar über die Pausen hinweg. Gedanklich sitzen wir bei 30 Grad in der Sonne am Meer und bräunen uns. Andererseits freuen wir uns aber auch auf den neuen Alltag, der uns dort für 3 Wochen erwarten wird. Zudem sind unsere Erwartungen groß, da wir das ‚wahre‘ Afrika kennenlernen und an deren Kultur teilhaben möchten. 


Wir werden wahrscheinlich erst im Flugzeug realisieren, auf was für ein Abenteuer wir uns eingelassen haben.

Dienstag, 19. Februar 2013

Noch ein Ghana-Blog...

Aus dem einen oder anderen Blog-Beitrag lässt sich ja erkennen, dass wir in den letzten anderthalb Wochen unseres Aufenthalts nicht die einzigen Obruni (= weiße Menschen) in Moree waren. Unsere Projektphase überschnitt sich zum Teil mit einem der interkulturellen Begegnungsprojekte, das Bruno und Professor Gieler häufiger für Studierende organisieren. 

Diesmal handelte es sich um eine Gruppe von sieben Lehramts- und Pädagogik-Studentinnen aus Münster, die uns bei einigen Aktivitäten unterstützten und am Samstag mit uns gemeinsam aus Moree abreisten. Während es für uns aber zurück ins kalte Deutschland ging, bleiben sie noch eine ganze Weile in Ghana. Sie leben nun in Accra in den für Ghana typischen Compounds und werden dort u.a. je ein eigenes wissenschaftliches Teilthema aus dem Spektrum "Jugend in Ghana" recherchieren und bearbeiten.

Wie wir hat auch diese Studentinnengruppe ein Blog über ihre Ergebnisse online gestellt. Wer also gerne noch mehr über Ghana lesen und auch erfahren möchte, wie es in der Hauptstadt Accra so zugeht, ist hier gut aufgehoben:



Ghanaischer Unterricht - Klappe 2


Nach der ziemlich enttäuschenden Erfahrung vom Mittwoch in Integrated Science sind wir gestern mit etwas Unbehagen noch einmal in den ghanaischen Matheunterricht der Schülerinnen und Schüler aus dem Abschlussjahr gegangen. Am Anfang war es wegen unserer mathespezifisch nicht gerade ausgeprägten Englischkenntnisse etwas holprig, aber dann haben wir verstanden, dass wir zumindest das Thema bereits kennen: Trigonometrie.

Die Atmosphäre war auch viel lockerer als im Fach Integrated Science. Auch wenn uns der Lehrer zunächst kaum einbezog, fühlten wir uns wohl.

Bei einer Aufgabe fiel uns schließlich auf, dass wir das in Deutschland anders gelernt hatten. Und da der Lehrer gerade gefragt hatte, ob wir verstehen, was vor sich geht, ging Hannah nach vorne und erklärte, wie wir diese Rechnung kannten. Das war gar nicht so einfach, weil wir, wie gesagt, noch nie Mathe auf Englisch hatten und unsere gestotterten Erklärungen wahrscheinlich so klangen: „This is… äh… the adjacent and this the… ähm, hypothenuse, so we äh… use cosine…“

Offenbar haben uns die Ghanaer wie durch ein Wunder trotzdem verstanden, und Hannah bekam einen großen Applaus. Anschließend haben wir über die Lösungsansätze abgestimmt und „gewonnen“. Nach einer weiteren richtigen Erklärung von Hannah durften wir dann nicht mehr mit abstimmen, weil wir das Thema schon kannten. Trotzdem hat der gesamte Kurs bei der nächsten Abstimmung zur Erheiterung des Lehrers zu uns geschaut. Doch bei einer späteren Aufgabe wurden wir wieder zur Tafel zitiert, und erneut mussten wir mit unserem sehr lückenhaften Englisch Mathe erklären.

Alles in allem hat uns dieser Unterricht viel Spaß gemacht, allerdings fanden wir es aber auch etwas schockierend, dass die Ghanaer offenbar erst im letzten Jahr der Senior High School Trigonometrie lernen (auch wenn es im Lehrplan, wie uns gesagt wurde, wohl früher vorgesehen ist). Wir waren letztlich sehr froh, dass wir trotz der ersten negativen Erfahrungen mit einer ghanaischen Unterrichtsstunde – eben in Integrated Science – in den Matheunterricht gegangen sind.

(Tanja Graef)                     

Ohrwurm


Der Ablaufplan für die große Präsentation unserer Arbeitsergebnisse am Freitag sieht neben einigen Reden, dem Eröffnungs- und Schlussgebet, Tanz-und Musikeinlagen, der Auszeichnung besonders verdienter Schülerinnen und Schüler sowie der Eröffnung der Ausstellung an der Moree Senior High Technical School auch das Singen der Schulhymne und der beiden Nationalhymnen von Ghana und Deutschland vor. Und zwar jeweils gemeinsam!

Also haben Frau Leiters und ich heute die letzte Hälfte der Deutsch-Stunde genutzt, um den ghanaischen Schülerinnen und Schülern „Einigkeit und Recht und Freiheit“ beizubringen. Mit Erfolg: Sie singen offenbar gerne und wirklich ziemlich gut. Auch die Aussprache ist passabel. Ich würde mal behaupten, dass unsere Gruppe so ziemlich jeden deutschen Fußball-Nationalspieler locker in die Tasche steckt, wenn es um das Singen der Nationalhymne geht. Besonders beliebt, vor allem bei den Jungs: Die Passage in hohen Quietschtönen bei „Blüh‘ im Glanze…“ Das singen sie gerne wieder und wieder.

Nun mussten natürlich die deutschen Schülerinnen auch noch die ghanaische Hymne lernen. John hatte gerade irgendwie weder Zeit noch Lust, also delegierte er diese Aufgabe in der Pause an einen der ghanaischen Schüler namens Stephen. Und der erfüllte sie so wie er scheinbar alles in seinem Leben tut: mit jeder Menge Hingabe und Beharrlichkeit.



Stephen ist ja nach Meinung der deutschen Schülerinnen eh der geborene Wissenschaftler, Anwalt, Politiker oder Lehrer… Seit heute kann man dieser Liste auch noch die Berufe Chorleiter und Dirigent hinzufügen. Mit enormem Enthusiasmus übte er wieder und wieder, bis Text („God save our homeland Ghaaaaanaaaa“ – und zwar mit doppeltem langem Aaaaaaa!) und Melodie bei den deutschen Schülerinnen bombenfest saßen. Die Musikbegleitung lieferte dabei die auf den Laptops im Klassenraum installierte Junior Encarta-Enzyklopädie.

Der Freitag kann also kommen. An den Nationalhymnen wird es sicher nicht scheitern. Aber wenn mir jetzt bitte noch jemand verraten könnte, wie ich diesen Ohrwurm wieder aus dem Kopf bekomme…

„God save our homeland Ghaaaanaaaa…“

(Marion Müller)

Gundula, die wahrscheinlich langweiligste Kakerlake der Welt… Dachten wir!


Als ich an einem Morgen ins Bad gegangen bin, saß da in der Ecke der Dusche eine dicke braune Kakerlake. Nett. Urgh.

Sie saß da ziemlich lange, und die einzige Bewegung, die sie machte, war eine sanfte, regelmäßige 180°-Drehung, erst nach links, dann wieder zurück nach rechts und immer weiter so. Also eher eine ziemlich langweilige Kakerlake…

Wir hatten trotzdem jedes Mal etwas Angst, dass Gundula (so haben wir sie getauft) uns eines Tages mit einem Frontalangriff überrascht, wenn wir die Badezimmertür öffnen. Sie blieb aber zunächst einmal drei Tage ausgesprochen langweilig.

Und plötzlich eines Abends geschah es doch noch: Ich war gerade alleine in der Hütte, da kam Gundula durch meine Beine gerannt, als ich gerade die Tür zum Badezimmer öffnete. Ich habe mich total erschreckt und natürlich logischerweise erst einmal laut geschrien. Gundula, die wahrscheinlich feigste oder auch die wahrscheinlich hinterhältigste Kakerlake der Welt, versteckte sich inzwischen irgendwo im Zimmer. Unsere leicht panischen Suchaktionen blieben ohne Erfolg.

Als ich tags darauf erneut das Badezimmer aufsuchte, sah ich, dass Gundula sich über Nacht offenbar entschlossen hatte, an ihren alten Platz zu krabbeln (wie öffnen Kakerlaken eigentlich Badezimmertüren???), denn wieder drehte sie sich dort sanft von links nach rechts und zurück. Ich erschreckte mich prompt erneut. Oder war das vielleicht doch Gertrud, die große Schwester von Gundula, die gekommen war, um Rache zu nehmen? Die Kakerlake sah ja schon ein wenig größer aus…

In den nächsten Tagen war Gundula (oder Gertrud?) mal da, dann mal wieder weg, dann wieder da. Also musste sie ja einen Weg hinaus aus dem Badezimmer und wieder hinein gefunden haben. Wir konnten sie leider nicht einfangen, weil sie in einer Ecke saß und wir in dem 90°-Winkel keine Chance hatten. Schließlich half uns eine der Studentinnen aus Münster, als Gundula, die wahrscheinlich nervigste Kakerlake der Welt, einmal ihren Platz in der „sicheren Ecke“ verlassen hatte, und fing sie ohne Zögern ein.

Seitdem Gundula weg ist (freigelassen, nicht etwa getötet!), können wir wieder ohne Sorge, dass sie uns entgegenkommen könnte, ins Badezimmer gehen!

(Jasmin Engelen)

Abenteuer Taxifahrt


Also, über ghanaische Taxis wurde hier im Blog ja, glaube ich, schon jede Menge geschrieben. Kurzfassung: Sie würden bei uns in Deutschland wohl kaum jemals durch den TÜV kommen, aber irgendwie fahren sie einen doch immer sicher zum gewünschten Ziel. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – haben wir uns nach inzwischen zweieinhalb Wochen in Ghana schon total an sie gewöhnt, und deshalb war es vermutlich auch Zeit für eine neue Ghana-Taxi-Erfahrung:

Wir fuhren zu fünft (plus Taxifahrer, wohlgemerkt!) in einem Taxi.

An sich ist das kein Problem, außer dass es bei mittäglichen 35°C Außentemperatur eindeutig kühlere Orte gibt als eben dieses Taxi. Aber alle anderen Menschen schwitzen hier ja schließlich auch.

Allerdings wären wir so wohl, also zu sechst in einem Auto, nie an der Polizeisperre in Moree Junction vorbeigekommen, denn dort wird tatsächlich auf zwei Dinge messerscharf geachtet: Der Fahrer jedes Autos muss angeschnallt sein (das ist er dann normalerweise auch für ca. einen Kilometer, bis die Polizeisperre außer Sicht ist), und pro Auto dürfen maximal fünf Personen mitfahren.

Wir waren aber, wie schon erwähnt, inklusive Fahrer zu sechst, weshalb dieser, als wir in der Schlange an der Polizeisperre warteten, die geniale Idee hatte, ich sollte in das Taxi umsteigen, das neben uns wartete – zu wildfremden Leuten, aber eben nur drei davon!

Ich habe den Rat befolgt, und natürlich wurde ich sofort nach meinem Namen befragt. Dann ging es, während wir näher an die Sperre herankrochen, irgendwie darum, ob Deutsche wirklich ganze Knoblauchzehen roh essen. Ich habe keine Ahnung, wie meine ansonsten sehr netten ghanaischen Mitfahrer ausgerechnet auf diese Idee gekommen sind.

So war ich, obwohl alle sehr freundlich zu mir waren, trotzdem etwas erleichtert, als ich nach passierter Sperre wieder in das „richtige“ Taxi umsteigen konnte. Das war auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich in Deutschland beim Taxifahren NIE gemacht hätte!

(Tanja Graef)

Busfahrt der etwas anderen Art


Am ersten Samstag hier in Ghana bin ich auf der Hinfahrt zum Kakum National Park im „Bet“-Bus mitgefahren (so genannt nicht etwa weil der Fahrer nicht fahren konnte und wir deshalb beten mussten, sondern weil – wie in Ghana vor vielen Gemeinschaftsaktionen üblich – zuerst einmal zusammen gebetet wurde). Dieser war zwar etwas voller als erlaubt (also – nach ghanaischen Standards!), aber man bekam immerhin noch Luft und konnte die eigenen Füße sehen.

Auf dem Rückweg nach Cape Coast habe ich dann den Bus gewechselt und saß mit seeeeeehr vielen anderen Ausflugsteilnehmern im sogenannten „Party“-Bus. Das war einerseits wirklich cool, andererseits aber auch sehr abenteuerlich, denn die Jungs hinten im Bus haben die ganze Zeit über (!) Musik gemacht und dazu auch oft gesungen. Sie hatten traditionelle Rhythmusinstrumente, die mit einem Metallstab angeschlagen wurden oder als Ring über den Fingern lagen und dann zusammengeschlagen wurden. Da hätte eigentlich nur noch eine Trommel gefehlt! Ein Fanti-Lied konnten wir Deutschen sogar mitsingen, weil wir es im Unterricht gelernt hatten.

Das Musizieren haben sie tatsächlich die gesamte Busfahrt über (anderthalb Stunden!) durchgehalten. Man hat echt gute Laune bekommen und wollte mittanzen, aber das scheiterte an der vorhandenen Freifläche im Bus. Es gab nämlich keine.

Abenteuerlich wurde die Fahrt, weil einige Mitfahrer und Mitfahrerinnen so als wäre das ganz normal (das ist es hier wahrscheinlich auch!) im Gang standen ohne wirklich irgendetwas zum Festhalten zu haben als andere Schüler oder vielleicht die Rückenlehne eines Sitzes. Hinzu kamen Leute, die einfach zu dritte auf der Mittelkonsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz Platz genommen oder sich einfache Plastikhocker in die letzten Freiräume gestellt hatten. Die rutschten natürlich gerne bei Schlaglöchern oder in Kurven ein wenig – allerdings nie weit, da es ja wegen des fehlenden Platzes nicht ging. Überhaupt haben alle gut aufeinander aufgepasst, dass niemand umkippt oder übereinander fällt.

Wir sind alle wohlbehalten und sicher wieder angekommen. Es war auf jeden Fall ein super Gemeinschaftserlebnis, in diesem vollkommen überfüllten Party-Bus mitzufahren!

(Hannah Köhler)