Donnerstag, 31. Januar 2013

Auf Wiedersehen


Der erste Schultag in Moree – und ich war gleichzeitig voller Vorfreude, aber auch einigermaßen nervös. Im vergangenen Jahr hatte ich.mich hier so wohlgefühlt, hatte meine ghanaischen Schülerinnen und Schüler so schnell und so intensiv ins Herz geschlossen, dass dies für mich eine ganz besonders begeisternde und bereichernde Erfahrung in meinem Lehrerinnenleben war – und hoffentlich für immer bleiben wird.

Wie würde es aber sein, nach einem Jahr zurückzukehren? Weder hier in Moree, noch zu Hause in Deutschland ist die Zeit ja stehengeblieben. Menschen entwickeln sich weiter, Bedingungsgefüge verändern sich.  Würden überhaupt noch alle Projektbeteiligten aus dem vergangenen Jahr an der Schule sein? Die Vergangenheit kann man nicht einfach kopieren oder wiederholen… aber hoffentlich an sie anknüpfen und neue Kontakte schaffen.

Ich war also ordentlich nervös, als wir über den Schulhof auf die Gebäude zuliefen, die mir auch nach zwölf Monaten noch so vertraut vorkamen als wäre ich erst gestern nach Hause gefahren. Kleine Veränderungen sind aber dennoch sichtbar. Der Hang über den Nebengebäuden ist von Gestrüpp und Gebüsch befreit worden und man sieht ein neues Gebäude für die dort ansässige Grundschule. Eine zweite Mülltonne ist von der Senior High School angeschafft worden. Auf dem Schulhof gibt es nun nachts, wenn Abendkurse für die bildungswillige Bevölkerung von Moree stattfinden, Licht aus hohen Laternen, die durch Solarkraft (!) gespeist werden. Grüner kam es mir auch vor, und ein großer Haufen Pflastersteine zeigt an, dass hier vielleicht irgendwann demnächst mal die weiterhin unebene Erde planiert und gepflastert wird. Die Schulhofziegen sind aber weiterhin anwesend. ;-)
Thompson, der Director of Academics an der Moree Senior High Technical School, begrüßt uns sehr herzlich. Die Schülerinnen und Schüler werden einander vorgestellt und reagieren mit der zu erwartenden Schüchternheit, aber gleichzeitig auch mit sichtbarer Neugierde aufeinander. Es sind mit einer Ausnahme unbekannte Gesichter, die mich anschauen. Bridgett ist wieder mit von der Partie, was mich ganz besonders freut. Manche der knapp zwanzig anderen jungen Ghanaerinnen und Ghanaer habe ich schon im vergangenen Jahr hier oder auf dem Hof der benachbarten Junior High School gesehen, aber mit Namen kenne ich sie noch nicht. Das muss und wird sich hoffentlich bald ändern.

Thompson bittet zwei seiner Schüler, dass sie in einer Art Klassensprecherfunktion das gegenseitige Vorstellen leiten, während Bruno, Ronny, Frau Leiters und ich im Verwaltungstrakt den Schulleiter Peter Yartel-Kubin treffen und erneut sehr freundlich begrüßt werden.

Schon auf dem Weg dorthin sehe ich aber die ersten mir aus dem vergangenen Jahr noch ganz vertrauten Gesichter. Mary isu da, neben ihr aus dem Fenster eines Klassenraums lehnend ihre beste Freundin Philomena. Beide rufen eine begeisterte Begrüßung. Ich denke fast, dass sie uns schon aus der Ferne haben kommen sehen. Nur ein paar Schritte weiter winkt mir Sophia entgegen, zieht Francis aus dem Klassenraum und macht ihn darauf aufmerksam, dass wir angekommen sind. Vor dem Büro des Schulleiters schließlich sehe ich noch Vincent, der mir zuruft: „I’ll come and talk to you later, Madam!“

Und das tun sie im Verlauf des Schultages auch alle. Wirklich jeder Schüler und jede Schülerin, mit der ich im vergangenen Jahr engeren Kontakt hatte, kommt vorbei. Es gibt Umarmungen und ganz herzliche Begrüßungen, einmal fließen sogar ein paar Tränchen und immer wieder höre ich: „You came back!“ 

Ich bin unglaublich gerührt, je mehr dieser Begegnungen ich erleben darf. Dass ich hier, so weit von Deutschland entfernt, vermisst worden bin, wurde mir zwar auch gelegentlich per Mail oder über Facebook berichtet, aber es von Angesicht zu Angesicht zu erleben, dieses Wiedersehen, ist unglaublich schön. Was mich auch freut, ist die Tatsache, dass viele Mitglieder der alten Gruppe noch immer ein wenig Deutsch sprechen. „Guten Morgen, Madam!“ höre ich alle naselang, und als Krönung des Tages kommt sogar Elijah, der im vergangenen Jahr solche Probleme mit der schwierIgen Sprache Deutsch hatte, in der Pause vorbei und ruft mir ein fehlerfreies „Ausgezeichnet!“ entgegen. Das hat er vor zwölf Monaten trotz energischen Wiederholens nie geschafft. Später berichtet mir Comfort mit einem Kichern, dass sie zusammen mit einigen anderen Schülern Elijah „Nachhilfeunterricht“ gegeben hat, weil sie mich mit seinem „Ausgezeichnet!“ überraschen wollten. Diese Überraschung ist eindeutig gelungen. Auch „so lala“ mit der passenden Handbewegung ist noch beliebt, und als mich Philip fragt, wie Elijahs Deutsch sei – „So lala?“ – kann ich mit voller Überzeugung sagen: „Nein, ausgezeichnet!“

Zwischendurch werden jede Menge Geschenke überreicht. „Madam, you have a second job! You are a teacher and a postwoman”, so wird mir erklärt. Alle Schülerinnen der letztjährigen Ghana-Gruppe können sich sicher sein, dass ihre Briefe, Fotos, Süßigkeiten und sonstigen Gaben gut bei den geplanten Empfängern in Ghana angekommen sind. Sie haben sich alle riesig gefreut und sagen herzlich Dankeschön. Leider kann ich den ohrenbetäubenden Freudenjubel einer Gruppe Jungs, als sie eine Tüte Gummibärchen entdeckten, nur sehr schlecht in diesem Blog übermitteln.   

Am allerschönsten aber ist unsere Verabschiedung am Ende des ersten Schultags, als alle Workshop-Gruppen eingeteilt worden sind und es die Ghanaer nach Hause zieht, weil in Kürze ihre Nationalmannschaft im Africa Cup gegen Niger spielen wird. Vincent, Joseph und Philip drehen sich noch einmal um und rufen mir „Auf Wiedersehen!“ zu. Und anders als am Tag vor meiner Abreise im letzten Februar, als ich bei diesen Worten einen ziemlichen Kloß im Hals hatte, stimmt es diesmal. Wir werden uns tatsächlich wiedersehen – zumindest in den drei kommenden Wochen.

(Marion Müller)

On the road again


Am Sonntag bin ich mit Kweku, einem Fahrer, nach Accra aufgebrochen, um Fiona und Laura abzuholen, die erst zwei Tage später nachgeflogen kamen.

Impressionen von der Fahrt:  In Ghana gibt es an der Straße quasi einen Supermarkt: An allen Ecken, Ampeln, Mautstationen (na gut, es gab nur eine) und Polizeikontrollen laufen vor allem Frauen und Kinder zwischen den Autos durch und verkaufen Nüsse, Wasser in den typischen kleinen Beuteln, Bananenchips, Gebäck, Früchte und vieles mehr. Man müsste gar nicht mehr einkaufen gehen, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Dabei ist für mich besonders bewundernswert, mit welcher Grazie und Sicherheit die Waren auf dem Kopf balanciert werden. Sollte das Angebot jemandem dann doch zu klein sein, gibt es außerdem Stände bzw. Bretterbuden am Straßenrand mit verschiedenen Gerichten, tollen Früchte, Gemüse, Fisch etc. Die Märkte sind hier sehr bunt, dazu kommen dann noch die bunten, gemusterten Stoffe, die viele Ghanaer tragen.

Die Landschaft hier in ‚Central Ghana‘ ist sehr abwechslungsreich, obwohl sie oft flach ist und nur gelegentlich ein paar Hügel aufweist. Die Büsche und Bäume bewirken das, zwischendurch auch einmal ein riesiger, kahler Baobab, und immer wieder ragen zwischen den Sträuchern rötlich die Termitenbauten auf, teilweise mit vielen kleinen ‚Türmchen‘… bis dann die nächste menschliche Siedlung kommt. Übrigens ist die Straße nach Accra sehr gut ausgebaut, man kann locker – und tatsächlich mit sicherem Gefühl – über 100 fahren, wo 50 erlaubt sind.

Da wir zu früh in Accra waren, fragte Kweku (das heißt übrigens Mittwoch, nach seinem Geburtstag), ob ich etwas essen wolle, er kenne da ein kleines, günstiges Restaurant. Natürlich habe ich ja gesagt und erwartete, nun in ein typisches, von Einheimischen besuchtes Etablissement geführt zu werden. So saßen wir zwei dann tatsächlich in einem typischen ghanaischen Restaurant, das gut besucht war und in einem lebhaften Viertel Accras liegt: Wir saßen auf gelben und roten Kunstledersitzen und aßen Fried Chicken!

(Ursula Leiters)

3:0 für Ghana

Der erste Tag in der Schule - und schon zu Hause bei einem Ghanaer! Nach unserem ersten Schultag bekamen wir mit, dass Ghana nachmittags ein Fußballspiel im Africa Cup gegen Niger haben würde. Um am nächsten Tag nicht völlig den Anschluss zu verlieren,  entschlossen wir uns dazu, Frau Müller zu fragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, das Spiel live zu schauen. Sie wusste es zwar spontan auch nicht, verwies uns aber an eine Gruppe Jungs, die noch neben dem Klassenraum stand und offenkundig in Fußball-Vorfreude fröhlich und lachend miteinander plauderte. Sie alle hatten im vergangenen Jahr an dem Projekt teilgenommen. Also fragte eine von uns todesmutig die Jungs, wo sie denn Fußball gucken würden. Daraufhin wurden wir spontan und sehr begeistert eingeladen: "Oh, you come and watch with us!" 

Wir wollten das gerne, auch wenn wir nicht den Hauch einer Ahnung hatten, wo es hingehen würde. Frau Müller erklärte den Jungs, dass wir noch neu in Moree seien und uns nicht auskennen. Sie versprachen sofort, dass sie uns immer begleiten und beschützen würden. Also durften wir mitgehen nach... irgendwo.

Die Jungs zogen uns mit und stimmten eine Mischung aus Siegesjubel und Schlachtenbummlerrufen an. Wir folgten ihnen mit dem leichten Gefühl als Kriegsbeute eskortiert zu werden.  Dieses Irgendwo stellte sich dann als sehr kleiner Raum in einer typischen immer von einer Großfamilie bewohnten flachen Häuseransammlung (Compound) heraus, in der der Onkel eines Jungen namens Vincent wohnt. Um dorthin zu gelangen, musste man ein Stück durch Moree, einen steilen Sandhügel hinauf und durch jede Menge Innen- und Hinterhöfe voller kleiner und bei unserem Anblick sehr aufgeregter Kinder und schließlich nach einigem Händeschütteln hinein in den besagten. Das war allerdings schon die nächste Herausforderung, da der kleine Kastenfernseher dekoriert mit grellbunten Jesus-Aufklebern und die unzähligen in der Decke verschwindenden Kabel einen Großteil der maximal zehn Quadratmeter einnahmen. Allerdings schafften wir es letztlich, dort mit elf Ghanaern und sieben von uns Fußball zu gucken. Selbst nach kleineren Diskussionen hatten wir keine Chance, den Jungs einen Platz auf einem der breiten Holzstühle anzubieten, auf denen wir Platz nehmen sollten. Der einzige Kommentar - mit einem Grinsen - war von Vincent und Maxwell wab: "Ghanaians can stand for twenty-four hours. Now sit down."

Während Ghana 3:0 gegen Niger gewann (laute Jubelschreie und anfangs stehend das laute Absingen der Nationalhymne), sorgte ein immer wieder stromarmer Ventilator dafür, dass wir nicht völlig vor Hitze zerflossen, sondern nur ein bisschen. 

Das Fazit des Abends, da wir noch nach Hause gebracht wurden, und zwar von ALLEN Jungs: Kleine, etwas schäbige Räume können trotzdem für riesige Euphorie sorgen, Tweety ist in der ghanaischen Werbepause sehr beliebt, und sowohl das deutsche Nationalteam als auch die deutschen Fans sollten sich dringend etwas von der Begeisterung der Ghanaer und ihren Tänzen abgucken.

(Alina Krobok)

Mittwoch, 30. Januar 2013

Moringa

In Cape Coast gibt es auch eine Koestlichkeit zu entdecken: Moringa, eine Frucht/ein Blatt (?), die 7x mehr Vitamin C hat als Orangen, 4x mehr Calcium als Milch, 4x mehr Vitamin A als Karotten und doppelt so viel Protein wie Milch. Kurz - es ist unglaublich gesund. Viel wictiger aber: Die Mischng aus Moringa und Anananassat im Restauant Baobab in Cape Coastkommt giftgruen daher, schmeckt aber wunderbar. Wie? Das kann ma irgendwie nicht beschreben. Ich muss mich unbedingt erkndigen, ob man Moringa ei uns pflanzen kann... und wie gross sie wird, aber dann sind wieder die Ananas bei uns nicht so leckr wie hier...

(Ursula Leiters)

Kofis Kirche

Gestern, an unserem ersten vollen Tag in Ghana, waren wir in Cape Coast, der von Moree aus nächstgrößeren Stadt. Alle paar Meter wurden wir angesprochen und gefragt, wie es uns gehe ("How are you?"), und auch ansonsten wurden wir eigentlich sehr freundlich aufgenommen.

Nachdem wir uns die Stadt ein bisschen angesehen hatten, haben wir eine Kirche entdeckt, die wir uns gerne von innen ansehen wollten. Zuerst wussten wir aber nicht, ob wir einfach so hineingehen durften, und wir waren uns nicht sicher, ob die Ghanaer, die vor der Kirche saßen, damit einverstanden waren.

Letztlich sind wir aber in die Kirche gegangen,und unser Mut hat sich wirklich gelohnt. Sie sah ganz anders aus als wir es von deutschen Kirchen gewohnt waren. 

Wir hatten uns gerade in eine der Bänke gesetzt, als ein Ghanaer zu uns kam, sich als Kofi vorstellte und meinte, wir seien willkommen. Das hat uns wirklich sehr erleichtert, und als er auch noch angeboten hat, uns seine Kirche zu zeigen, haben wir uns sehr gefreut.

Voller Begeisterung führte uns Kofi durch die Kirche und erklärte uns sehr viel, was wir durch gegenseitige Übersetzungshilfe auch verstanden haben. Seine sehr interessante Führung endete dann mit mehreren Heiratsanträgen von in der Kirche sitzenden ghanaischen Jungs.

Nach unser ersten ausge`andelten ghanaischen Taxifahrt, bei der wir tatsächlich wieder im Resort angekommen sind, haben wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Wirklich ein gelungener Tag!

(Hannah Köhler)

Banku mit Okra-Stew

Unser erster Tag in Ghana war gleich verbunden mit dem ersten typischen ghanaischen Essen, das im Resort angeboten wurde, weil es ein traditionelles Essen fuer den Samstag ist... Banku mit Okra-Stew. Auf Deutsch koennte man sagen, dass es sich um leicht fermentierte Maismehlkloesse mit eingekochten Okraschoten handelt.  Netterweise bekamen wir dazu  - ganz untypisch ghanaisch - einen Loeffel. ;-)
Die Bankubaellchen waren sehr lecker und das Okra-Stew auch, selbst wenn die Konsistenz , naemlich sehr schleimig' nicht jedermanns Ding war. Alles in allem war  das Essen aus meiner Sicht sehr lecker, aber so saettigend , dass von zwei kleinen Portionene sechs Leute satt geworden sind.

(Tanja Graef)

MTN mag uns nicht

Sollte unsere mühsam erkämpfte Internetverbindung über den im vergangenen Jahr noch akzeptabel funktionierenden Anbieter MTN wieder zusammenbrechen, wollen wir zumindest ein kurzes Lebenszeichen schicken. Leider ist das mit dem Internet im Moment wirklich ein Problem, aber die Gruppenarbeit läuft, alle sind gesund und munter und es ist sehr, sehr, seeeehr sonnig. 

Liebe Grüße nach Deutschland! 

Dienstag, 29. Januar 2013

Abendessen


Es ist Abend geworden – unser erster vollständiger Abend in Ghana. Ich habe mich früh und ziemlich widerwillig umgezogen, denn die lange Jeans, die ich schon im Flugzeug getragen habe und das langärmlige weiße Oberteil sind den äußeren sehr warmen Temperaturen nicht wirklich angemessen. Aber zusammen mit dem herrlich getauften „Anti-Brumm“ sind sie für uns Europäer hier bei Einbruch der Nacht schon notwendig, wenn die malariaverdächtigen Mücken so langsam wach werden.

Ich bin heute bewusst im Freien auf der großen Steinterrasse direkt am Meer geblieben, weil ich die einsetzende Dunkelheit und den Anbruch der Nacht mitverfolgen wollte. Und tatsächlich lohnt es sich sehr, denn langsam werden die ersten Grillen wach, während die wenigen elektrischen Lichter in Moree am anderen Ende der Bucht aufleuchten. Die Wellen des Meeres rauschen indessen unbeirrt weiter.

Ich würde sagen, wir sind zunächst einmal gut angekommen. Den ersten kleinen Ausflug am Samstagnachmittag nach Cape Coast scheinen auch alle Schülerinnen wohlbehalten überstanden zu haben. Alle haben die Rückfahrt im Taxi selbstständig geschafft, wenn sie auch hier und da noch an ihrem Verhandlungsgeschick arbeiten müssen. Insgesamt haben die Taxifahrer von Cape Coast heute wohl ein recht gutes Geschäft gemacht.

Noch sind die vielen, vielen neuen Eindrücke – kombiniert mit dem nicht eben unerheblichen Temperatur- und Klimaumschwung – bei den meisten noch schwer zu sortieren und in Worte zu fassen. Aber das kommt schon noch… nur Geduld. Morgen noch ein freier Tag, an dem sich auch die unmittelbare Umgegend und der Strand weiter erkunden lassen, und am Montag beginnt dann in der Schule die eigentliche Projektphase, bei der wir auch auf unsere ghanaischen Partner treffen werden. Ich freue mich schon sehr darauf!

Plötzlich wird meine Aufmerksamkeit abgelenkt, denn in dem traditionell reetgedeckten Strohdach der Terrasse, auf der ich sitze, hängen auch einige Lampen. Sie bestehen aus schweren, metallenen Kugeln, die unten offen sind – eindeutig nicht mehr ganz neu und von der salzigen Luft am Meer angelaufen und eingedunkelt. Sie ähneln übergroßen Kokosnüssen, die in der äußeren Schale mit einem ausgestanzten Blumenmuster verziert sind. Und wie es Licht in der – inzwischen fast vollständigen – Dunkelheit eben an sich hat, ziehen sie Insekten magisch an. 

Aber das versprechend goldene Licht der Glühbirne im Inneren der Lampe ist mehr als nur trügerisch, denn angeschmiegt an das gestanzte Blumenmuster sitzt in eben jenem Innenraum auch ein weißer Gecko – vielleicht so lang wie eine Hand, der sich höchst clever den optimalen Ort für ein reichhaltiges Abendessen ausgesucht hat. Das muss für Geckos ein wenig sein wie ein üppiges Buffet bei Menschen. Agil turnt er im Inneren der Halbkugel hin und her, wählt sich ein Insekt, pirscht sich an, lauert und schnappt dann plötzlich zu. Fast immer hat er dabei Erfolg. Nur einmal verliert er fast den Halt und droht, kopfüber aus der Lampe auf den Tisch zu stürzen, an dem ich sitze. Dann aber fängt er sich noch einmal und huscht zurück in die Lampe.

Und auch für uns steht nun langsam das Abendessen auf dem Programm. Wie hier im Resort üblich gibt es abends einen Eindruck von der ghanaischen Küche. Gekochter Yams mit Hühnchen und Palaver-Sauce stehen heute auf dem Speisezettel. Ich bin mal gespannt, wie es den Schülerinnen schmecken wird.

(Marion Müller)

Ankunft


Wir sind da - und nach einigen Mühen auch online!

Nachdem wir dann trotz aller Strapazen (Streik des Security-Personals am Düsseldorfer Flughafen mit langem Schlangestehen, eher fragwürdige Leistung der Klimaanlage aus dem Flug von Istanbul nach Accra) sicher, gut und vor allem müde gelandet sind, empfing uns die afrikanische Nachtwärme wie ein Hammerschlag. Nun mussten wir noch durch die Einreisekontrolle und den Zoll. Obwohl es teilweise schwer war zu verstehen, was die bunt uniformierten Beamten von einem wollten, haben es schließlich alle geschafft. Man ließ uns hinein nach Ghana.

Als wir mit unseren Koffern und unter Führung von Bruno zu dem Kleinbus gelaufen sind, der uns das letzte Stück Weg nach Moree bringen sollte, merkten wir sofort, dass die Ghanaer sehr freundlich, offen und hilfsbereit sind, denn sie nahmen uns teilweise einen Koffer ab und brachten diesen für uns zum Bus.

Wir fuhren noch ca. zwei Stunden durch die Dunkelheit zu unserem Ziel hinaus aus Accra und kamen dann gegen zwei Uhr nachts (Ortszeit) im Moree Beach Resort an. Wenig später waren wir alle schon in unseren Zimmer und schliefen erschöpft ein.

(Jasmin Engelen)

Donnerstag, 24. Januar 2013

Flaschenpfand

Morgen geht es los!!!



Entsprechend laufen im Moment die letzten Vorbereitungen. Neben Kofferpacken heißt das vor allem, dass wir die Dinge zurechtlegen, die wir unseren Freunden in Moree mitnehmen wollen. Ein neuer Beamer als Gastgeschenk für die Schule ist dabei, dazu viele kleine Geschenke, die die Mädchen, die im letzten Jahr gefahren sind, ihren damaligen Partnerinnen und Partnern mitgeben wollen. Nach wie vor bestehen ja viele Kontakte, besonders über Facebook weiter. 

Aber auch Geld haben wir im Gepäck - den Erlös vieler kleinerer Projekte, mit denen Schülerinnen aus verschiedenen Klassen des St. Hildegardis-Gymnasiums angefeuert durch den Kontakt nach Ghana und die Berichte der ersten Ghana-Gruppe die Moree Senior High Technical School unterstützen wollen. Dort soll nämlich, so die Planungen des Schulleiters und der Lehrer, eine Bibliothek entstehen, die nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern allen wissenshungrigen Bürgern von Moree zur Verfügung stehen könnte. Und genau zu diesem Vorhaben wollen wir unseren Beitrag leisten.

So haben wir - in enger Anlehnung an den inhaltlichen Schwerpunkt der zweiten Projektphase - in den vergangenen Wochen in der Schule "vergessene" Pfandflaschen aus Plastik eingesammelt, wie sie viele Schülerinnen tagtäglich mit in die Schule und leider (!) später nicht immer wieder mit nach Hause nehmen, damit sie am Pfandautomaten zurückgegeben werden können. Vergessen findet man sie dann nach Unterrichtsschluss neben Stühlen oder auf Fensterbänken, auf dem Pausenhof, manchmal auch vermutlich gar nicht so zufällig im ganz normalen Mülleimer. Wir vierzehn Ghana-Fahrerinnen haben die Augen offen gehalten und solche Flaschen eingesammelt. Am Ende sind wir auf fünf prall gefüllte Müllsäcke mit Pfandflaschen aller möglichen Sorten, Größen und Formen gekommen. Fünf Müllsäcke! 




Wir haben sie heute eingetauscht, was eine ganze Weile gedauert hat. Am Ende aber hatten wir einen Pfandbon über sage und schreibe dreißig Euro in der Hand! Und damit kann man in Ghana finanziell einige Dinge bewegen. Wir werden den Betrag unserer Partnerschule für den Bibliotheksbau zur Verfügung stellen. Das passt dann unserer Meinung nach sehr gut zu dem Gedanken unseres Projekts, nämlich dass Müll nicht immer wertlos ist und einfach so "vergessen" und weggeworfen werden sollte.

Danke also allen "vergesslichen" Pfandflaschenspenderinnen! 

Mittwoch, 16. Januar 2013

Vierzig Grad...

Auf diese Größenordnung beläuft sich im Moment gerade der Temperaturunterschied zwischen dem eisigen Winter- und Schneewetter hier in Deutschland und Ghana, dem Land, in das wir in einer knappen Woche bereits reisen werden. Während Online-Wetterdienste für Duisburg konstant Temperaturen unter dem Gefrierpunkt angeben, vermelden sie für heute in Cape Coast heiße 32-33° Celsius.



Sich diesen Sprung so richtig auszumalen und sich vorzustellen, wie es sein wird, mitten in unserem Winter in das Wetter einzutauchen, wie es eben in der Nähe des Äquators um diese Jahreszeit normal ist, fällt schwer. Aber wir werden es ja schon bald erleben. Eins ist aber sicher: Die Winterjacken und Handschuhe bleiben am kommenden Freitag gleich hier!

Dienstag, 15. Januar 2013

Ghana im Fernsehen

Vor ein paar Tagen haben wir zufällig gesehen, dass abends im WDR-Fernsehen eine Dokumentation über ein Hilfsprojekt in Ghana gezeigt werden sollte. Viele von uns haben vor dem Fernsehen gesessen und das Anschauen nicht bereut. Im Gegenteil!

Der Titel lautete "200 Kisten für Ghana" und handelt von einer deutschen Hebamme, die für einige Wochen in einem ghanaischen Hospital gearbeitet hat. Dort hat sie eine enge Freundschaft mit der Krankenschwester geschlossen. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sie der Gedanke nicht mehr losgelassen, dass sie dem kleinen, eher einfach ausgestatteten Hospital gerne helfen möchte, indem sie Materialien, technischen Medizingeräte und Hilfsmittel sammelt. 


Tatsächlich gelingt es ihr, einen ganzen Container mit gespendeten Materialien zu sammeln, der sich dann auf die Reise nach Ghana macht. Aber auch die Hebamme, ihr Mann und die beiden Söhne reisen nach Ghana und erleben dort, bis der Container eintrifft, ein herzliches Wiedersehen, aber auch einige nervenaufreibende Momente.


Zwar ist das gezeigte Dorf Have in der Voltaregion ziemlich weit von unserem Ziel Moree direkt an der Küste entfernt, aber trotzdem fanden wir den Bericht sehr spannend. Er hat uns noch mehr Lust auf unsere Reise gemacht. Wir können das Anschauen also nur dringend empfehlen. Zum Glück hat der WDR eine Mediathek, in der man ihn finden kann:


WDR-Bericht "200 Kisten für Ghana"

Visa da!

Nach langem Warten ist es endlich soweit. Unsere Visa sind da! Okay, fast (!) alle Visa sind da...

Anfang der Woche kam von Frau Müller die Nachricht, dass wir unsere Reisepässe mit den Visa abholen können. Wir haben das dann natürlich auch sofort gemacht, denn man ist ja neugierig. ;-)


Der begehrte Visa-Aufkleber im Pass!

Bei zwei Schülerinnen, welche ihren Visa-Antrag auf eigene Faust einreichen mussten, weil sie wegen eines wichtigen Termins zwei Tage später nach Ghana reisen, gab es noch Probleme. Sie warten leider momentan noch auf ihre Visa, denn sie hatten beim ersten Antrag vergessen ihren Reisepass mitzuschicken. Das ist aber für das ghanaische Visum mit der wichtigste Bestandteil des Antrags. Jetzt warten wir alle ganz gespannt und auch ein bisschen nervös mit ihnen, dass auch sie ihre Reisedokumente von der Botschaft in Berlin bekommen. Und zwar mit dem bunten Visa-Aufkleber, den wir anderen jetzt schon in unseren Pässen haben. 

Pünktlich vor unserer Abreise am 25. Januar wird das doch wohl hoffentlich klappen!


(Wiebke Heinzen)