Wir wollten das gerne, auch wenn wir nicht den Hauch einer Ahnung hatten, wo es hingehen würde. Frau Müller erklärte den Jungs, dass wir noch neu in Moree seien und uns nicht auskennen. Sie versprachen sofort, dass sie uns immer begleiten und beschützen würden. Also durften wir mitgehen nach... irgendwo.
Die Jungs zogen uns mit und stimmten eine Mischung aus Siegesjubel und Schlachtenbummlerrufen an. Wir folgten ihnen mit dem leichten Gefühl als Kriegsbeute eskortiert zu werden. Dieses Irgendwo stellte sich dann als sehr kleiner Raum in einer typischen immer von einer Großfamilie bewohnten flachen Häuseransammlung (Compound) heraus, in der der Onkel eines Jungen namens Vincent wohnt. Um dorthin zu gelangen, musste man ein Stück durch Moree, einen steilen Sandhügel hinauf und durch jede Menge Innen- und Hinterhöfe voller kleiner und bei unserem Anblick sehr aufgeregter Kinder und schließlich nach einigem Händeschütteln hinein in den besagten. Das war allerdings schon die nächste Herausforderung, da der kleine Kastenfernseher dekoriert mit grellbunten Jesus-Aufklebern und die unzähligen in der Decke verschwindenden Kabel einen Großteil der maximal zehn Quadratmeter einnahmen. Allerdings schafften wir es letztlich, dort mit elf Ghanaern und sieben von uns Fußball zu gucken. Selbst nach kleineren Diskussionen hatten wir keine Chance, den Jungs einen Platz auf einem der breiten Holzstühle anzubieten, auf denen wir Platz nehmen sollten. Der einzige Kommentar - mit einem Grinsen - war von Vincent und Maxwell wab: "Ghanaians can stand for twenty-four hours. Now sit down."
Während Ghana 3:0 gegen Niger gewann (laute Jubelschreie und anfangs stehend das laute Absingen der Nationalhymne), sorgte ein immer wieder stromarmer Ventilator dafür, dass wir nicht völlig vor Hitze zerflossen, sondern nur ein bisschen.
Das Fazit des Abends, da wir noch nach Hause gebracht wurden, und zwar von ALLEN Jungs: Kleine, etwas schäbige Räume können trotzdem für riesige Euphorie sorgen, Tweety ist in der ghanaischen Werbepause sehr beliebt, und sowohl das deutsche Nationalteam als auch die deutschen Fans sollten sich dringend etwas von der Begeisterung der Ghanaer und ihren Tänzen abgucken.
(Alina Krobok)
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