Freitag, 17. Februar 2012

Meine Privateskorte

Irgendwie habe ich ein Händchen dafür, immer die Workshops zu erwischen, die am längsten dauern, so dass ich meistens alleine oder eben mit der jeweiligen anderen Deutschen im Workshop zu zweit zurück nach Hause gehe. Am Donnerstag der vergangenen Woche hatte ich mich zum Ende des Workshops "Scientific Models" schon darauf eingestellt, die zwei Hügel entlang des Hospitals und an den Fischerbootbauern vorbei alleine zu erklimmen, da meine deutsche Partnerin leider erkrankt war.

Sonst bog Francis hier immer ab...
Was dann aber kam, hat mich sehr fröhlich gestimmt, denn nicht zum ersten Mal ist Francis seinen immerhin 45 Minuten langen Heimweg nach rechts vom Schulhof aus nicht sofort angetreten, sondern bestand darauf, mich weiter zu begleiten. Dass ich mich mehr als nur darüber gefreut habe, ist, glaube ich, klar. Trotzdem kam mir in den Sinn, dass er ja auch noch den ganzen Weg von zwanzig Minuten zur Schule zurück wieder laufen musste und dann erst selbst nach Hause gehen konnte.

Darauf angesprochen antwortete Francis, ganz der Gentleman, der er ist, dass er mich nicht alleine nach Hause gehen lassen könnte. Das war es.


Bei den Fischerbooten kann man eine Abkürzung nach Moree nehmen. Dort wollte Francis mich aber immer noch wortwörtlich, wie ich kurz darauf feststellte, zum Tor unserer Hotelanlage bringen. Ich konnte ihn auch nicht davon überzeugen, mich fünf Meter vor dem Tor den Rest alleine gehen zu lassen, als er einen Freund getroffen hat, der mit ihm nach Hause gehen konnte. Nein - der Freund sollte stattdessen kurz noch warten, bis Francis mich auch wirklich (!) sicher am Tor abgeliefert hatte.


Jeder, der mich kennt, kann sicher nur zustimmen, dass ich mit meinen achtzehn Jahren und meiner für Frauen in Ghana nicht gerade unbeachtlichen Größe durchaus selbstständig bin und auch auf mich selbst aufpassen kann. Aber die unaufdringliche Aufmerksamkeit von Francis verbunden mit seiner höflichen Fürsorge im Sinne meines Wohlergehens hat mich dennoch sehr gefreut.


(Kirstin Tapken)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen