Freitag, 1. Februar 2013

Die Schulkantine


Mittwoch hat mich Vincent, ein sehr lebhafter, schlaksiger Schüler, der ständig ein Lächeln auf den Lippen hat, mitgenommen zur Kantine der Schule:  

Man geht einen kahlen Hügel hoch zu einem Rohbau, in einem der „Räume“ (immerhin im Schatten) findet man dann zwei Frauen, von denen die eine vor allem Getränke und Obst verkauft: Die Wasserbeutel und einzelne Flaschen bewahrt sie in einem großen runden Plastikgefäß mit Deckel auf, die Orangen liegen auf einer Schale. Vor dem Verzehr wird die grüne/orange Schale dünn mit einem  großen Messer abgeschnitten, so dass man überall die weiße Schicht der Orange sieht, dann wird sie mit drei Schnitten so geschnitten, dass in der Mitte der Strunk mit etwas Fleisch stehen bleibt, die äußeren  Seiten kann man dann der Reihe nach nach außen stülpen und auslutschen.

Die andere Frau hat einen kleinen Tisch vor sich, auf dem in verschiedenen Schüsseln das Mittagsgericht des Tages zu finden ist. An diesem Tag gab es Gari (eine Art Grießbrei, feiner als Couscous) mit Bohnen und einer Gewürzsoße, dazu Kochbananen, die frittiert oder gebraten waren.  Daneben steht ein einfacher Tisch mit zwei Bänken. Vincent ließ mich dort Platz nehmen, brachte mir das Essen, nahm den Wasserbeutel einer Mitschülerin, damit ich mir die rechte Hand waschen konnte, wusch sich dann selbst auch die rechte Hand, als ich mit dem Umrühren noch etwas zögerlich war, und rührte dann mit seinen Fingern mein Essen um! Was für ein Service! 

Nach dem Essen bekam ich dann auch noch eine Schüssel mit Seifenwasser und ein Handtuch gereicht. Es ist schon ziemlich ungewohnt, einen etwas festeren Brei mit den Fingern zu essen. Vielleicht habe ich mich nicht geschickt genug angestellt oder es war einfach der Umstand, dass eine europäische Lehrerin bei ihnen war, jedenfalls fanden die ghanaischen Schülerinnen und Schüler um mich herum das ganze Treiben offenbar sehr interessant und witzig. Und ich fand es zusätzlich noch lecker.

(Ursula Leiters)

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