Mittwoch hat mich Vincent, ein sehr lebhafter, schlaksiger
Schüler, der ständig ein Lächeln auf den Lippen hat, mitgenommen zur Kantine
der Schule:
Man geht einen kahlen Hügel
hoch zu einem Rohbau, in einem der „Räume“ (immerhin im Schatten) findet man
dann zwei Frauen, von denen die eine vor allem Getränke und Obst verkauft: Die
Wasserbeutel und einzelne Flaschen bewahrt sie in einem großen runden
Plastikgefäß mit Deckel auf, die Orangen liegen auf einer Schale. Vor dem
Verzehr wird die grüne/orange Schale dünn mit einem großen Messer abgeschnitten, so dass man
überall die weiße Schicht der Orange sieht, dann wird sie mit drei Schnitten so
geschnitten, dass in der Mitte der Strunk mit etwas Fleisch stehen bleibt, die
äußeren Seiten kann man dann der Reihe
nach nach außen stülpen und auslutschen.
Die andere Frau hat einen kleinen Tisch vor sich, auf dem in
verschiedenen Schüsseln das Mittagsgericht des Tages zu finden ist. An diesem
Tag gab es Gari (eine Art Grießbrei, feiner als Couscous) mit Bohnen und einer
Gewürzsoße, dazu Kochbananen, die frittiert oder gebraten waren. Daneben steht ein einfacher Tisch mit zwei Bänken.
Vincent ließ mich dort Platz nehmen, brachte mir das Essen, nahm den
Wasserbeutel einer Mitschülerin, damit ich mir die rechte Hand waschen konnte,
wusch sich dann selbst auch die rechte Hand, als ich mit dem Umrühren noch
etwas zögerlich war, und rührte dann mit seinen Fingern mein Essen um! Was für
ein Service!
Nach dem Essen bekam ich dann auch noch eine Schüssel mit
Seifenwasser und ein Handtuch gereicht. Es ist schon ziemlich ungewohnt, einen etwas festeren Brei
mit den Fingern zu essen. Vielleicht habe ich mich nicht geschickt genug
angestellt oder es war einfach der Umstand, dass eine europäische Lehrerin bei
ihnen war, jedenfalls fanden die ghanaischen Schülerinnen und Schüler um mich
herum das ganze Treiben offenbar sehr interessant und witzig. Und ich fand es
zusätzlich noch lecker.
(Ursula Leiters)
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