Montag, 11. Februar 2013

Die wahrscheinlich langweiligste Unterrichtsstunde der Welt

Um einmal echten ghanaischen Unterricht mitzuerleben, sind einige von uns während der Mittagspause in den Unterricht im Fach Integrated Science (= Naturwissenschaften) gegangen. Neugierig sind wir in den Raum gekommen und haben auf ziemlich unbequemen niedrigen Holzbänken Platz genommen. Auch der Deckenventilator lief nicht. Dann haben wir gemeinsam mit den Ghanaern auf den Lehrer gewartet.

Als der Lehrer schließlich kam, stellte sich heraus, dass wir die kompletten zwei Stunden lang über die Themen „Wasserkreislauf“ und „Wasserverschmutzung“ reden würden.

„Reden“ läuft hier – oder zumindest bei diesem speziellen Lehrer – so ab: Er stellt am Anfang eine einzige Frage, auf die keiner der ziemlich müde wirkenden ghanaischen Schüler eine Antwort weiß oder geben will. Dann ruft der Lehrer eine Seite auf dem Laptop, den er zusammen mit einem Beamer auf dem Tisch aufgebaut hat, auf. Die nächsten zwei Stunden über wird diktiert, was dort geschrieben steht – unterbrochen von winzigen Erklärungen des Textes und zusätzlichen für uns unübersichtlichen Tafelanschriften. Nachhakende Fragen wie „Wo steht das?“ oder „Was soll das heißen?“ sind normal.

Unsere am Anfang noch fleißigen Mitschriften werden nach zehn Minuten extrem unordentlich und zunehmend unterbrochen von Zeichnungen und Kritzeleien („Mir ist langweilig!“). Leider mussten wir dem stellvertretenden Schulleiter am Ende der Stunde unsere Mitschriften zeigen. Kein Kommentar – wir hoffen wirklich er kann nicht mehr Deutsch als das „Guten Morgen!“, mit dem er Frau Müller und Frau Leiters immer fröhlich begrüßt.

(TanjaGraef)

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