Ich war durch unglückliche Umstände die einzige Deutsche, die für zwei Schulstundenin
das Fach „General KnowledgeandArts“ zu Mr. Thompson ging. Ich konnte mir
anfangs nicht sonderlich viel darunter vorstellen, aber letztlich ging es um
traditionelle Kunst aus Ghana. Wir begannen noch ziemlich ernst und schrieben
verschiedene Arten von Kunst auf, z.B. „bodypainting“, „sculptures“, „pottery“
und „textiles“. Dazu wurden verschiedene Beispiele genannt, und spätestens an
dem Punkt war es mit dem seriösen Unterricht vorbei. Mr. Thompson begann, um
den Sinn und auch die Wirkung von Masken zu zeigen, wie ein böser Geist durchs
Klassenzimmer zu tanzen. Sobald irgendein Fantinamekam, musste ICH den
natürlich aussprechen, was zu allgemeiner Heiterkeit und gelegentlichem Applaus
geführt hat. Und als wir letztlich zu Skulpturen kamen, wurde dann versucht,
mir das ghanaische Schönheitsideal zu erklären:
Eher kleine Augen, eine Mischung aus Stups- und gerader Nase und ein
kleiner, aber voller Mund. Natürlich wurde dann direkt bei allen Mädchen
inklusive mir geguckt, ob wir diese Voraussetzungen erfüllen. Wir schienen alle
ganz passabel auszusehen. Breite Schultern waren ebenso gewünscht wie
„nicebreasts“ – da habe ich dann zur Sicherheit nicht nachgefragt, was genau
das heißt, denn die Gesichtsanalyse hatte mir schon gereicht!
Als es dann um den Po ging, veranschaulichte uns Mr. Thompson, dass dieser
am besten so groß sein sollte, dass man einen Wagen brauche, weil er zum Stehen
zu schwer sein. Das Kriterium hat glücklicherweise keiner von uns erfüllt!
So füllten wir den Rest des Unterrichts meist mit Witzen und
Schönheitsvergleichen, auch bzgl. Deutschlands, wobei es keiner logisch fand,
dass Dünnsein etwas Gutes sein sollte! Am Ende habe ich dann noch gelernt, was
ich auf einer Beerdigung anziehen darf und was auf keinen Fall (da gibt es
strenge Regeln!) und war, als es klingelte, überrascht, dass zwei Stunden
Frontalunterricht so schnell herumgehen können.
(Alina Krobok)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen