Donnerstag, 7. Februar 2013

Eingliederung in die Gemeinde

Gegen Endes des Sonntagsgottesdienstes in der katholischen Kirche von Moree, als eigentlich nur noch der Segen fehlte, zupfte mich plötzlich mein ghanaischer Kollege John am Ärmel und meinte, er müsse draußen vor der Kirche mit mir sprechen. Ich folgte ihm – eigentlich der Meinung, dass die mich begleitenden Schülerinnen mir auf den Fersen wären. Dem war aber nicht so. Sie waren in der Kirche geblieben. Wir standen auf einer Art Empore, die rings um die Kirche läuft und einen tollen Ausblick über die Dächer und verschachtelten Straßen und Gässchen von Moree bietet, und sprachen über das Magazin, das wir hier gerade in meinem Workshop schreiben, als ich plötzlich die Stimme einer meiner Mädchen aus der Kirche hörte, wie sie auf Englisch in das Mikrofon sprach: “Hello, my name is…“ Was war in der Zwischenzeit passiert?



Nachdem Frau Müller und Mister John plötzlich das Weite gesucht hatten, haben uns in der katholischen Kirche, in der ja nur Fanti gesprochen wurde, einige Gemeindemitglieder wort- und gestenreich verständlich gemacht, dass wir nach vorne zu den Altarstufen kommen sollten. Etwas verschüchtert standen wir dann dort vorne und haben festgestellt, dass außer uns noch zwei Ghanaerinnen da waren, die etwas auf Fanti sagten. Wir haben das so interpretiert, dass alle, die zum ersten Mal in der Kirche sind, am Ende der Messe der versammelten Gemeinde vorgestellt und willkommen geheißen werden.



Eine schöne Sache eigentlich – aber wie machen wir das auf Fanti nach nur einer Woche Unterricht???



Wir haben uns schon Sorgen gemacht, als zum Glück Conny, eine Schülerin aus unserer Schule, kam und uns den Zuhörern vorgestellt hat, ehe wir dann etwas auf Englisch sagen durften. Conny hatte vorher wohl schon den Auftrag bekommen, diese Rolle zu übernehmen.



Wir mussten dann lediglich noch unsere Fanti-Namen sagen. Sofort kam dann jeweils eine Frau auf uns zu, hat den gleichen Namen gesagt und uns mit in eine jeweils andere Bank genommen, wo ebenfalls Frauen diesen Namen sagten. Hier sitzen die Menschen offenbar nach Fanti-Namen sortiert in der Kirche!



Alle haben uns in unserer neuen Bank total nett aufgenommen und eine Frau hat dann auf Englisch sogar gesagt, dass wir nun in die Gemeinde aufgenommen worden seien und nie wieder nach Deutschland zurückdürften…



(Hannah Köhler, Tanja Graef, Jasmin Engelen)

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