Montag, 11. Februar 2013

Ghanaische Schoenheitsideale

Ghanaischer Unterricht sieht doch etwas anders aus als deutscher. Den ersten Unterschied merkt man daran, dass höchstens ein Schüler pünktlich ist. Die anderen kommen frühestens zehn Minuten später, dann wartet man noch einmal weitere zehn Minuten auf den Lehrer – und damit beginnt der Unterricht schon beinahe früh!

Ich war durch unglückliche Umstände die einzige Deutsche, die für zwei Schulstundenin das Fach „General KnowledgeandArts“ zu Mr. Thompson ging. Ich konnte mir anfangs nicht sonderlich viel darunter vorstellen, aber letztlich ging es um traditionelle Kunst aus Ghana. Wir begannen noch ziemlich ernst und schrieben verschiedene Arten von Kunst auf, z.B. „bodypainting“, „sculptures“, „pottery“ und „textiles“. Dazu wurden verschiedene Beispiele genannt, und spätestens an dem Punkt war es mit dem seriösen Unterricht vorbei. Mr. Thompson begann, um den Sinn und auch die Wirkung von Masken zu zeigen, wie ein böser Geist durchs Klassenzimmer zu tanzen. Sobald irgendein Fantinamekam, musste ICH den natürlich aussprechen, was zu allgemeiner Heiterkeit und gelegentlichem Applaus geführt hat. Und als wir letztlich zu Skulpturen kamen, wurde dann versucht, mir das ghanaische Schönheitsideal zu erklären:

Eher kleine Augen, eine Mischung aus Stups- und gerader Nase und ein kleiner, aber voller Mund. Natürlich wurde dann direkt bei allen Mädchen inklusive mir geguckt, ob wir diese Voraussetzungen erfüllen. Wir schienen alle ganz passabel auszusehen. Breite Schultern waren ebenso gewünscht wie „nicebreasts“ – da habe ich dann zur Sicherheit nicht nachgefragt, was genau das heißt, denn die Gesichtsanalyse hatte mir schon gereicht!

Als es dann um den Po ging, veranschaulichte uns Mr. Thompson, dass dieser am besten so groß sein sollte, dass man einen Wagen brauche, weil er zum Stehen zu schwer sein. Das Kriterium hat glücklicherweise keiner von uns erfüllt!

So füllten wir den Rest des Unterrichts meist mit Witzen und Schönheitsvergleichen, auch bzgl. Deutschlands, wobei es keiner logisch fand, dass Dünnsein etwas Gutes sein sollte! Am Ende habe ich dann noch gelernt, was ich auf einer Beerdigung anziehen darf und was auf keinen Fall (da gibt es strenge Regeln!) und war, als es klingelte, überrascht, dass zwei Stunden Frontalunterricht so schnell herumgehen können.

(Alina Krobok)


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