Freitag, 3. Februar 2012

Aneinander gewöhnen

Fast jeden Abend machen wir alle zusammen eine Reflexionsrunde, um den Tag Revue passieren zu lassen. Wieso ist in diesen Runden oft das Arbeiten in der Schule ein Thema? Wieso sind wir Deutschen so deprimiert, dass das Projekt im Moment auf den Schulanteil bezogen scheinbar nicht so klappt wie wir gehofft und gewünscht hatten?

Anfangs trotz beiderseitigem Fleiß nicht immer leicht: Interkulturelle Teamarbeit


Und irgendwann lernt man dann doch mit- und voneinander....


„Das Abziehbild Afrika gibt es nicht“ – an dieser Stelle muss ich Herrn Kusebauch absolut zustimmen.

„Kulturschock“ – ja, vielleicht trifft dieser Begriff das, was vielen von uns hier im Moment passiert, ganz gut. Man kann sich nicht darauf vorbereiten, was einen hier erwartet. Man kann noch so viel darueber reden, wie es hier wohl sein wird, noch so viele Seminare besuchen, aber letztlich muss man schlichtweg hier gewesen sein, um beurteilen zu können, worüber man redet.

Was passiert, wenn zwei sich komplett unterscheidene Kulturen aufeinandertreffen, macht dieses Projekt ganz deutlich: Wir haben mit ungeahnten Schwierigkeiten zu kämpfen, von denen ich einige gerne naeher beschreiben möchte:

Für alle, die unser Projekt nicht so intensiv kennen:

Wir arbeiten morgens in der Schule in Gruppen bestehend aus je zwei Deutschen und Ghanaern zusammen. Hierbei dreht sich alles rund um das Thema Klima(wandel), und es gibt unterschiedliche Untergruppen dieses Überthemas. Ich bin zum Beispiel in der Gruppe "Nachhaltige Entwicklung".
Wir bereiteten uns die vergangene Woche darauf vor, ein Dokument (natürlich auf Englisch...) zu erstellen, das aus  4-6 Seiten bestehen sollte. Dieses Dokument soll später dann veröffentlicht werden. Hinzu kommt eine PowerPoint-Präsentation, die jede Gruppe in den kommenden zwei Wochen in einem dreistündigen Vortrag vorstellen soll.

Wir waren alle etwas geschockt, machten uns aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen,  an die Arbeit. Doch diese Arbeit stellte sich als schwieriger als erwartet heraus:

Was tut man, wenn vor einem zwei vollkommen Fremde sitzen, die absolut nicht an Gruppenarbeit gewöhnt sind, sondern nur Frontalunterricht kennen...?

Dieses Projekt soll interaktiv sein und uns helfen, andere Kulturen kennenzulernen und uns den Umgang mit ihnen nahebringen.

Aber was heisst es an dieser Stelle, die ghanaische Kultur kennenzulernen?

Heisst es, dass wir uns als Lehrer sehen sollen, die den Ghanaern Unterricht geben?

Oder heisst es, dass wir versuchen sollen, den Ghanaern Gruppenarbeit „beizubringen“, auf die Gefahr hin, dass sie sie a) möglicherweise nicht annehmen (können), oder b) das Ergebnis nicht zufriedenstellend wird?

Auf solche Dinge hat man uns nicht vorbereitet. Wie hätte man das auch anstellen sollen?

Wie ich gesagt habe, man muss in ein Land gehen, um es kennenzulernen.

Mittlerweile haben wir aber alle einen guten Mittelweg gefunden, denke ich, der es uns erlaubt, die ghanaische Kultur kennenzulernen und der gleichermaßen gute Ergebnisse mit sich bringt. Ich habe das Gefuehl, dass man unsere Mitschülerinnen und -schüler  etwas anstoßen muss, um Ergebnisse zu bekommen. Meinem Empfinden nach ist es für sie nicht schlimm, wenn man ein kleines bisschen in die Rolle des Lehrers schlüpft. Im Gegenteil, gab man ihnen erst einmal eine konkrete Aufgabe, waren die Resultate wirklich gut und zumindest die Ghanaer unserer Gruppe höchst motiviert.

Ein solches Konzept wurde an deutschen Unis längst verbannt, denn man lerne ja bekanntlich viel mehr durch Gruppenarbeit... (Hört man die Ironie bis nach Deutschland?)

Wir koennen alle voneinander lernen, das macht dieser Aufenthalt hier auch deutlich. Hoffen wir also, dass wir diese Woche gute Vorarbeit geleistet haben und die Präsentationen so werden wie wir es uns erhoffen. Und selbst wenn sie anders werden, werden sie auf irgendeine Weise gut sein und wir werden alle etwas davon haben – Ghanaer wie Deutsche.

(Carolin Both)

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