Dienstag, 7. Februar 2012

Moree tanzt

Sonntag. Es steht 1:1 zwischen Ghana und Tunesien. Afrika-Cup. Viertelfinale. Wir, Bruno, Mario und ich, gehen ins Dorf, um die 2. Halbzeit zu sehen. Auf dem dunklen Weg zum Dorf begegnet uns fast niemand. Verfolgen alle das Spiel? In der Kneipe sitzen nur wenige Männer. Niemand wird genötigt, etwas zu trinken. Das kann nicht der Grund sein, warum hier nichts los ist. Die Luft ist stickig, der Ventilator an der Decke ist mächtig, aber kraftlos. Entweder funktioniert er nicht oder wird nicht eingeschaltet?

Das Spiel plätschert dahin. Fast Stille. Mario schläft sogar ein. Die Männer sind nervős und angespannt. Das Spiel geht in die Verlängerung. Nach einem verheerenden Fehler des tunesischen Torwarts, der den Ball nicht festhalten kann und ihn vor die Füße eines ghanaischen Spielers fallen lässt, steht es 2:1. Plőtzlich ist es aus mit der Stille. Im Raum stehen auf einmal mehrere Menschen, auch Frauen mit Kindern auf dem Rücken. Moree ist erwacht. Man fiebert dem Ende entgegen. Auf dem Spielfeld häufen sich die Fouls. Tumulte, nachdem ein tunesischer Spiel Rot sieht. Das Spiel ist nur noch Hintergrund. Dann der Schlusspfiff. Schlagartig verlassen alle das Lokal. Autocorso gibt es wohl nicht. Was passiert? In der Dunkelheit von Moree tanzen und singen Frauen, Kinder und Männer rund um den Kreisverkehr. Trauben von Menschen laufen in rhythmischen Bewegungen die Hauptstraße rauf und runter. Dazwischen bahnen sich hupend einzelne Taxis ihren Weg.
Drei Mannschaften aus Westafrika (Ghana, Elfenbeinküste, Mali) sind unter den letzten vier.Westafrika als Zentrum des afrikanischen Fußballs. Das erfüllt die Menschen mit Stolz und schafft ein Stück kulturelle Identität. Was passiert erst, wenn Ghana den Cup holt? Am Mittwoch, wenn es gegen Sambia geht, sind wir wieder dabei. Aber diesmal plant Bruno eine Überraschung.
(Ralf Kusebauch)

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