Montag, 6. Februar 2012

Do you want to be my girlfriend?

Fast alle unsere Begegnungen hier sind auffallend herzlich. Bei manchen ist man aber auch zunächst um eine Antwort verlegen oder weiß vielleicht gar nicht, wie man angemessen reagieren soll.



Schon am ersten Tag in Cape Coast wurde Lara von einem jungen Mann angesprochen und gefragt, ob sie sein "girlfriend" sein möchte. Diese Frage wurde uns hier schon oft gestellt, unter anderem auch von dem Tanzlehrer des nachmittäglichen Workshops und von dem Elektriker, der in unserer Unterkunft etwas reparierte.

In Ghana werden Weiße oft pauschal als Reiche angesehen. Manche Ghanaer erhoffen sich wohl durch eine Partnerschaft ein Ticket nach Deutschland. Es ist sehr schwierig, glaubhaft zu erklären, dass es auch in Deutschland Armut gibt. Die Ghanaer stellen sich Deutschland überwiegend wie eine heile, bessere Welt vor, in der niemand mehr hungern muss und alle Menschen Arbeit finden. Katrin hat versucht dem (sehr netten!) Elektriker zu erklären, dass er in Ghana mit seiner guten Ausbildung und einem festen Job wahrscheinlich ein viel besseres Leben hat als er es als Immigrant in Deutschland unter ganz anderen Bedingungen haben würde. Sein Name ist nämlich Nana, und das ist in Fanti der Name für einen Chief. Er berichtete, dass sein Großvater tatsächlich ein Chief gewesen sei. Für ghanaische Verhältnisse ist er also verhältnismäßig wohlhabend und stammt aus einer gesellschaftlich einflussreichen Familie.

Es ist oft schwierig, mit solchen "Girlfriend"-Anfragen umzugehen. Man hat immer Angst, die Menschen zurückzustoßen oder sie zu verärgern, wenn man diese Frage ablehnt. Deswegen erfinden manche von uns Ausreden, indem sie sagen, dass sie einen Freund haben oder sogar verheiratet sind. In Ghana ist es üblich, schon mit etwa zwanzig Jahren verheiratet zu sein. Wir fühlen uns mit solch einer Lüge nicht wirklich wohl, aber wir kennen keine bessere Lösung.

(Katrin Wiersdörfer) 

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