Mittwoch, 1. Februar 2012

Drei Tage Ghana

Drei Tage Ghana – erste Impressionen aus meiner Sicht


Samstag nach dem Auschecken noch zweieinhalbstündige Fahrt  in der Dunkelheit mit dem Bus entlang der Küstenstrasse.  Man sieht in den Vororten von Accra noch ständig Menschen entlang der Straße, die vor ihren Buden stehen und ihre Waren verkaufen, Frauen mit ihren Waren auf den Köpfen kommen zu den Autos. So stellt man sich wohl Afrika vor. Aber die Dunkelheit lässt die ersten Bilder verschwimmen, der Schlaf holt die meisten ein.
Unser Beach Resort liegt direkt am rauschenden Meer – die Goldküste. Die Bucht kann vielleicht auch woanders sein – Afrika wird noch kommen.
Blick auf Moree vom Beach Resort aus
Sonntag erste kurze Fahrt mit allen nach Cape Coast. Die ersten Eindrücke sind für jeden anders, individuell. Aber viele sind verwirrt, verunsichert.  Ich sehe zuerst nur die Not, verfallene Hütten, Abfall, hupende Autos und Hektik. Zusammen auf der Straße will keiner die Gruppe verlassen. Die Mädchen sind verunsichert, ich auch. Wie geht man mit der Mentalität der uns offen begegnenden Afrikaner um? Hallo, Begrüßung, Körperkontakt. Wollen sie etwas verkaufen, betteln oder  freuen sie sich wirklich, uns zu kontaktieren? Bei den kleinen Kindern ist alles natürlich. Sie wagen es, uns die Hand zu geben, ein kleines Mädchen streichelt  den Arm von Bruno. Ist es eine Mutprobe oder einfach Neugierde, wie sich der weiße Mann anfühlt?
Erste Eindrücke von Cape Coast - vorerst noch als geschlossene Gruppe
Am Sonntag haben viele Läden bzw. Buden geschlossen. Viele Mädchen wissen nicht so recht, was sie anfangen sollen. Auch wir bleiben zusammen und gehen in eine Kneipe. Ich weiß auch noch nicht, wie ich mich in diesem Land bewegen soll. Die Mädchen kommen auch zu uns. Sie sitzen mit versteinerten Gesichtern am Tisch. Kulturschock?
Abends sprechen wir über unsere Eindrücke: unser Gefühl des Fremdseins, wie wir uns verschließen, nicht wissen, wie wir mit den unterschiedlichen Situationen umgehen sollen. Der Mann, der sich nur freut und fragt, das Mädchen, das uns einen Zettel reicht, sie brauche Geld für ihre Schulsachen. Wichtig ist es, ein eigenes Gefühl für die Situation zu entwickeln. Wieviel Zeit braucht man für einen Zugang zu den Menschen?
Am Montag in der Schule zunächst erst einmal Organisation der Arbeitsgruppen. Der Direktor und die einzelnen Lehrer begrüßen uns  freundlich und sehr offen. Der Chief von Moree kommt persönlich vorbei und verspricht, die Gruppe noch einmal zu treffen. Das ist jetzt Afrika pur, wenn man diesen Mann in seiner traditionellen Kleidung und seinem Verhalten sieht. Wir begegnen ihm mit dankbarem Respekt.
Erster Tag in der Schule - die Arbeitsgruppe lernen sich kennen
Unsere Mädchen und die ghanaischen Schüler kommen recht schnell in Kontakt. Sie werden es selber in den nächsten Tagen besser beschreiben können als wir Lehrer.

Die einzelnen Arbeitsgruppen arbeiten unterschiedlich. Am Dienstag sind zwei Gruppen schon fast fertig, da sie gute Vorarbeit geleistet haben. Andere arbeiten noch nicht so effizient. Wir werden sehen, ob sie ihre Probleme bewältigen.
Untereinander ist viel Freude, man macht Bilder und erste Einladungen sind schon erfolgt. Auch wir gehen mit dem Direktor durchs Dorf und sind zum Bier eingeladen.   In der Kneipe läuft der Fernseher – Afrika Cup lautstark. Ghana hat schon zwei Spiele gewonnen. Morgen  am Mittwoch möchte ich das dritte Vorrundenspiel unbedingt in einer Kneipe sehen.  Die Unterhaltung über Gott und die Welt ist bei dem Krach allerdings anstrengend, hinzu kommt die Aussprache. Da ist Frau Müller gut dran. Sie kann sich problemlos verständigen.
Was immer man von Afrika erwartet hat – es ist anders. Abziehbild Afrika gibt es nicht. Ist Ghana überhaupt Afrika?
(Ralf Kusebauch)

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