Freitag, 3. Februar 2012

Kusis Cooking Corner - Auf der Suche nach der Palaver Sauce

Kann man über Esskultur in einem Kontinent schreiben, über den wir ständig in den Nachrichten von Dürre und Hungersnöten hören? Ja, man kann. 


Die Freude, wenn ich mich beim Lesen der Speisekarte nicht für die üblichen kontinentalen Speisen interessiere, sondern den fremd klingenden Namen nachgehe und wissen möchte, was das für ein  Gericht sei und wie es zubereitet werde, ist groß. Wie man es wohl ausspricht? Wie alle lachen, wenn es mir nach einigen Fehlversuchen gelingt, die exotisch klingenden Namen leidlich auszusprechen:

Ø Yam with palaver-sauce and chicken

Ø Banku & okro stew

Ø Kellewele – chicken coconut curry.

Ø Omo Tuo & palmnut soup

Ø Fried plantain & bean stew

Und es klingt nicht nur fremd. Es schmeckt auch hervorragend.
Banku habe ich extra für heute bestellt. Das Gericht braucht mindestens eine Stunde Vorbereitung . Maisbällchen verbergen sich hinter dem Wort banku.  Omo Tuo gibt es meistens am Sonntag, da der Reis lange mit einem Speziallöffel, den man mir aus der Küche holt, geknetet bzw. gerührt werden muss.  Kellewele – gebackene Kochbananen. Wer sie isst, kann unsere gezüchteten Importbananen vergessen. Jedenfalls bin ich den Rezepten auf der Spur. Aber einiges lässt sich wegen der fehlenden Zutaten kaum nachkochen. Vielleicht mit ähnlichen Zutaten. Das gilt besonders für die Palaver Sauce. Aber darüber hoffe ich im nächsten Beitrag mehr zu wissen. Ich habe eine Einladung in die Küche bekommen!
Hotelessen oder Alltagskost der Ghanaer? Ist unsere Menükarte Realität?
In der Schule verkauft eine Frau in einem Stand auf dem Gelände das Mittagessen. Da gibt es z.B. riceballs in einer leckeren angenehm scharfen Soße mit chicken oder fish. Man isst mit der Hand. Schälchen mit Wasser werden gereicht. Apfelsinen frisch geschnitten. Sie sind grün von der Schale und saftig. Eine andere Sorte. Gibt es bei uns nicht. Die Schalen schmeißen wir in die Landschaft. Keine Angst, das dürfen wir. Die Schulziegen stürzen sich darauf und verzehren die Schalen. Welch praktische Müllbeseitigung.
Als allerdings einige Schülerinnen meinten, dies mit den Bananenschalen gleichermaßen zu handhaben, stand flugs eine zweite Mülltonne direkt vor unserem Unterrichtsgebäude.
Erhält man so einen Einblick in die Versorgungslage der Bevőlkerung? Wohl kaum. Abends auf dem Weg zum Fußballspiel fallen die Stände mit den gebratenen Kebap-Spießen auf. Mit Fleisch und Zwiebeln bzw. mit Wurst gespickt und mit Curry gewürzt. 50 Cent kostet umgerechnet ein Spieß. Wir bekommen mehrere Portionen ausgegeben. Unsere Lehrer verdienen ca. 100€. In staatlichen Schulen ca. 350€. Das ist auch abhängig von der jeweiligen Position.
Immer wieder muss man sich klar machen, dass wir nur Ausschnitte wahrnehmen, dass wir beginnen, in das Land einzutauchen. Wenn wir dazu bereit sind. Unsere Gewohnheiten nicht zum Maßstab nehmen.

In Henning Mankells Roman Das Auge des Leoparden fast der Erzähler seine 19 Jahre Afrikaaufenthalt folgendermaßen zusammen:
Afrika wurde zur Gewohnheit. Und ich musste einsehen, dass ich mich angesichts dieses verletzten und verstümmelten Kontinents niemals würde heimisch fühlen kőnnen….Ich, Hans Olofson, habe mich daran gewőhnt, dass es mir unmőglich ist, mehr als Bruchteile dieses Kontinents zu erfassen und zu verstehen. Aber trotzdem bin ich geblieben…

(Ralf Kusebauch)

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